13.05.2024 17:21:48 - dpa-AFX: WDH/POLITIK: Antidiskriminierungsstelle warnt vor Genderverboten

(Im zweiten Absatz wurde präzisiert, dass die erwähnten Länderregelungen das
Gendern nicht generell verbieten, sondern den Gebrauch von Sonderzeichen, die im
Amtlichen Regelwerk nicht enthalten sind. Am Ende des zweiten Absatzes wurde ein
Erklärsatz hinzugefügt.)

BERLIN (dpa-AFX) - Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) warnt vor einem staatlichen Verbot inklusiver und geschlechtsgerechter Sprache. "Menschen
zu verbieten, inklusive Sprache zu verwenden, ist ein Rückschritt ins letzte
Jahrhundert. Der Staat sollte Respekt und Toleranz fördern, nicht verbieten",
sagte Ferda Ataman, Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, in einer
Mitteilung.

Einen angeblichen Genderzwang, gegen den sich Verbote auf Länderebene
richteten, gebe es nicht, sagte Ataman. "Das ist eine Scheindebatte." Bereits in
mehreren Bundesländern, darunter Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen,
wurden in den vergangenen Monaten Regelungen verordnet oder angekündigt, die an
Schulen, Hochschulen oder in der Verwaltung das Gendern mittels nicht amtlicher
Sonderzeichen wie beispielsweise Sternchen und Unterstriche verbieten. Im
Amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung sind solche Sonderzeichen
bislang nicht vorgesehen.

Sogenannte Genderverbote seien verfassungsrechtlich problematisch und
dienten einem Kulturkampf auf dem Rücken von Minderheiten, sagte Ataman. Sie
verwies auf ein Kurzgutachten von Juristinnen und Juristen der ADS. Demnach
bestehe unter anderem die Gefahr, das Geschlechtsdiskriminierungsverbot sowie
allgemeine Persönlichkeitsrechte durch Verbote gendergerechter Sprache zu
verletzen. Zudem greife ein Verbot an Hochschulen in die Wissenschaftsfreiheit
ein. An Schulen könne ein Verbot Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler in
ihrer Meinungsfreiheit sowie in ihrer allgemeinen Handlungsfreiheit
verletzen./cab/DP/men

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