13.05.2024 17:19:00 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP 2: Schändung von Schäubles Grab löst Trauer und Entsetzen aus

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OFFENBURG/BERLIN (dpa-AFX) - Die Schändung des Grabs von Wolfgang Schäuble
in Offenburg hat Trauer und Bestürzung ausgelöst. Bundestagspräsidentin Bärbel
Bas (SPD) erklärte, sie sei zutiefst erschüttert und traurig. "Es ist
unerträglich, dass es offenbar Menschen gibt, die Wolfgang Schäubles Grab
schänden und seine Totenruhe stören", teilte die SPD-Politikerin am Montag in
Berlin mit. Sie sei sehr besorgt darüber, dass einzelne Teile der Gesellschaft
solche Zeichen von Verrohung zeigten.

Ein unbekannter Tatverdächtiger grub in der Nacht zum Montag auf dem
Waldbachfriedhof der badischen Stadt ein etwa 1,20 Meter tiefes trichterförmiges
Loch in das Grab. Der Unbekannte drang aber nicht zum Sarg des verstorbenen
Politikers vor, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.

Faeser fordert harte Verfolgung

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der Tageszeitung "Bild",
Schäuble sei einer der bedeutendsten Demokraten der Republik gewesen. "Das Grab
von Wolfgang Schäuble zu schänden, ist eine widerwärtige Straftat." Diese müsse
hart verfolgt werden, forderte sie.

Der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) sagte, am Grab
Schäubles sei in niederträchtiger Weise die Totenruhe gestört worden. "Das ist
schrecklich und macht uns traurig", sagte der Rathauschef laut einer Erklärung.
"Wir hoffen auf rasche Aufklärung durch die Polizei und eine harte Bestrafung
der Täter." Bundestagspräsidentin Bas vertraut nach eigenem Bekunden darauf,
dass die Polizei die Tat schnell aufklärt.

Holzkreuz mit Schäubles Namen entfernt

Das Grab des am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren verstorbenen
Politikers war nach der Beschädigung zunächst nicht mehr als solches erkennbar.
Es verblieb eine rechteckige Erdfläche. Das Holzkreuz mit dem Namen Schäubles
war nicht mehr zu sehen, wie ein dpa-Mitarbeiter berichtete.
Friedhofsmitarbeiter schütteten demnach Erde auf die Grabstelle.

Vor der Beschädigung hatte es keinen Grabstein gegeben, wie ein
Polizeisprecher berichtete. Nicht näher bezeichnete "Utensilien" auf dem Grab
seien als Beweismittel beschlagnahmt worden. Dazu dürfte auch das Kreuz gehört
haben.

Städtische Mitarbeiter bemerkten nach Ermittlerangaben am Montagmorgen den
Erdaushub. Eine Polizeistreife und die Kriminalpolizei fuhren daraufhin zum
Friedhof. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt in Zusammenarbeit mit der
Staatsanwaltschaft. Zu den Hintergründen des Vorfalls gebe es zunächst keine
Erkenntnisse, hieß es in der Mitteilung.

Zeugen des Vorfalls wurden gebeten, sich zu melden. Das Stören der Totenruhe kann laut Strafgesetzbuch mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder
einer Geldstrafe geahndet werden.

Spitzenpolitiker und Angehörige hatten am 5. Januar bei einer bewegenden
Trauerfeier in Offenburg von dem CDU-Politiker Abschied genommen. Er war nach
langer schwerer Krankheit gestorben.

Der Badener und Offenburger Ehrenbürger hatte in seiner Karriere wichtige
politische Ämter inne: Er war Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und
Präsident des Deutschen Bundestages. Schäuble galt zudem als
Ausnahme-Abgeordneter. 1972 errang er erstmals ein Mandat für den Bundestag, dem
er über ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod angehörte. Auch die
Öffentlichkeit durfte Anfang Januar auf ausdrücklichen Wunsch Schäubles an der
Beerdigung teilnehmen./cb/DP/men

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