16.05.2024 18:09:14 - dpa-AFX: ROUNDUP: Cohen im Kreuzverhör unter Druck - Ende von Trump-Prozess in Sicht

NEW YORK (dpa-AFX) - Im Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump hat die
Verteidigung des ehemaligen US-Präsidenten den Kronzeugen wegen vergangener
Falschaussagen unter Druck gesetzt und seine Glaubwürdigkeit infrage gestellt.
Verteidiger Todd Blanche befragte Trumps ehemaligen persönlichen Anwalt Michael
Cohen am Donnerstag in New York scharf zu dessen wiederholten Lügen unter
anderem in einer Anhörung des US-Kongresses, bei der Cohen wie vor Gericht unter
Eid stand. Im Beisein Trumps bestätigte der Zeuge die unwahren Aussagen, wie im
Gerichtssaal anwesende Medien übereinstimmend berichteten.

Zudem spielte Blanche Mitschnitte aus Cohens Podcast ab, in denen der
ehemalige Trump-Vertraute seinem Ex-Boss Rache schwor und die Hoffnung äußerte,
dass Trump im Gefängnis "verrotte". Die Verteidigung versuchte den Geschworenen
damit vorzuführen, dass der Kronzeuge in dem Prozess einen opportunistischen
Charakter und kein Problem mit der Unwahrheit habe, solange er damit seine Ziele
erreiche. US-Medien beschrieben, dass der 57-Jährige sich etwas defensiver
verhielt als noch am Dienstag, als er sich teils streitlustig gegeben hatte.

Angeblicher One-Night-Stand

In dem Prozess geht es um die Anschuldigung, Trump habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130 000
Dollar an Pornostar Stormy Daniels verbessern wollen, damit diese nicht wegen
eines angeblichen One-Night-Stands mit Trump an die Öffentlichkeit geht.

Zwar war die von keiner Seite bestrittene Transaktion selbst nicht illegal.
Der heute 77 Jahre alte Trump soll aber bei der Erstattung des von Cohen
ausgelegten Betrags Unterlagen manipuliert haben, um den wahren Grund der
Zahlung zu verbergen. Aus Sicht der Anklage handelte es sich deshalb um illegale
Wahlkampffinanzierung. Trump hat in diesem ersten Strafprozess gegen einen
Ex-Präsidenten in der US-Geschichte auf nicht schuldig plädiert.

Trump war am Donnerstag mit einer roten Krawatte und einem blauen Anzug
bekleidet. Während der Verhandlung verhielt er sich den Berichten zufolge
lebhafter als noch am Dienstag und verfolgte die Befragung teils aufmerksam.
Auch am wahrscheinlich letzten Tag mit Cohen im Zeugenstand hatte Trump eine
Entourage an Unterstützerinnen und Unterstützern mit in den Gerichtssaal
gebracht. Neben seinem Sohn Eric waren auch die republikanischen
Rechtsaußen-Abgeordneten Lauren Boebert und Matt Gaetz anwesend.

Prozess auf der Zielgeraden

Cohen gilt wegen vieler öffentlicher Lügen in der Vergangenheit als
problematischer Kronzeuge. Die Schweigegeldzahlungen an Daniels beschäftigen die
US-Justiz schon seit Jahren. Cohen wurde in diesem Zusammenhang bereits 2018
schuldig gesprochen und saß unter anderem wegen Falschaussage eine Haftstrafe
ab. Damals war Trump noch Präsident und wurde von der Staatsanwaltschaft nicht
strafrechtlich verfolgt. Der aktuelle Prozess wurde im April eröffnet mit Cohen
als Hauptbelastungszeugen. Er hatte sich gegen Trump gewandt, als dieser ihn
fallen gelassen hatte.

Derweil ist ein Ende des Prozesses in Sicht: Cohen ist der letzte Zeuge der
Anklage. Danach ist es an der Verteidigung, entlastende Zeugen aufzurufen, bevor
es zu den Schlussplädoyers kommt. So weit könnte es frühestens kommende Woche
sein. Am Freitag pausiert der Prozess, weil Trump die Schulabschlussfeier seines
Sohnes Barron besuchen möchte. Am Ende des Verfahrens müssen die zwölf
Geschworenen eine einstimmige Entscheidung treffen. Richter Juan Merchan würde
im Falle einer Verurteilung das Strafmaß festlegen. Trump droht eine mehrjährige
Haftstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt werden könnte./scb/DP/men

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