21.06.2024 13:46:16 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Varta kappt Umsatzziel wegen schwacher Nachfrage - Aktienkurs fällt

(neu: Analystenstimmen, Kursentwicklung)

ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der kriselnde Batteriekonzern Varta
rechnet im laufenden Jahr wegen einer mauen Nachfrage mit weniger Umsatz als
bisher erhofft. Der Erlös dürfte 820 bis 870 Millionen Euro erreichen, teilte
das Unternehmen am Donnerstagabend in Ellwangen mit. Bislang hatte der Vorstand
mindestens 900 Millionen Euro auf dem Zettel. In den ersten neun Monaten 2023
hatte Varta rund 554 Millionen Euro Umsatz gemacht, aktuellere Geschäftszahlen
gibt es wegen eines Hackerangriffs seitdem nicht. Der Aktienkurs sackte am
Freitag ab.

Im frühen Handel verloren die Papiere in der Spitze mehr als 9 Prozent. Bis
zur Mittagszeit reduzierten sie ihr Minus auf 2,3 Prozent bei 9,72 Euro. Die
gesenkte Prognose sei keine Überraschung und bewege sich im Rahmen der
Erwartungen am Markt, schrieb Warburg-Analyst Robert-Jan van der Horst. Seine
eigenen Schätzungen lägen allerdings am unteren Ende der neuen Spanne.

Mitte April waren die Varta-Aktien auf ein Rekordtief bei 7,43 Euro gesackt
und hatten sich seitdem nur bedingt erholt. Im laufenden Jahr hat Varta mehr als
die Hälfte an Börsenwert verloren, auf Sicht von drei Jahren liegt das Minus
sogar bei rund 93 Prozent. Anfang 2021 hatten die Papiere noch ein Rekordhoch
bei knapp über 181 Euro erreicht.

Das Marktumfeld für Energiespeicher habe sich weiter deutlich
verschlechtert, insbesondere im zweiten Quartal des laufenden Jahres, hieß es
von Varta nun. Neben der schwachen weltweiten Nachfrage verliere Varta auch im
Heimatmarkt bei Energiespeichersystemen an Marktanteilen. Zudem belasteten
verzögerte Produkteinführungen von Hochvoltspeicher die Umsatzentwicklung.

Der Batteriekonzern steckt schon länger in der Krise. Die Nachfrage nach
kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, etwa für Kopfhörer, schwankt stark. Zudem
klagte Varta zuletzt über Billig-Konkurrenz aus China und anhaltende Probleme in
den Lieferketten. Zu allem Überfluss hatten Hacker im Februar Vartas
Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt.

Mitte April hatte Varta eingestehen müssen, dass das eigene
Umstrukturierungskonzept nicht mehr ausreicht, um wie geplant bis Ende 2026 auf
einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Der Konzern rief seine Geldgeber
erneut um Hilfe - die sollen aber erst einmal stillhalten, bis der Gutachter
AuxilPartner das bestehende Sanierungsgutachten überarbeitet hat. Das neue
Gutachten soll Mitte des Jahres vorliegen.

Thomas Wissler vom Analysehaus MWB Research bezeichnete Kürzungen und eine
klare Strategie als notwendig. Nur so könne Varta die Herausforderungen meistern
und eine nachhaltige Trendwende schaffen. Das Unternehmen bewege sich in einem
sehr schwierigen Umfeld und habe obendrein viele interne Probleme - unter
anderem hohe Schulden.

Vor rund sechs Wochen war die Varta-Aktie aus dem SDax
geflogen, denn infolge des Hackerangriffs konnte der geprüfte
Jahresfinanzbericht nicht fristgerecht veröffentlicht werden. Mitte März hatte
der Batteriekonzern bekannt gegeben, die Veröffentlichung aufgrund des am 13.
Februar öffentlich gemachten Hackerangriffs nicht vor dem 30. April vornehmen zu
können. Aktuell peilt Varta für die Veröffentlichung des Geschäftsberichts den
August an./ngu/niw/mis/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
VARTA AG O.N. A0TGJ5 Frankfurt 8,965 27.06.24 17:27:18 +0,250 +2,87% 8,760 8,900 8,750 8,715

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