20.05.2024 11:44:18 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: Sean 'Diddy' Combs entschuldigt sich für Angriff

LOS ANGELES (dpa-AFX) - Mit leicht gesenktem Kopf spricht Sean "Diddy" Combs
direkt in die Kamera. "Es tut mir wirklich leid", sagt der 54-Jährige am Ende
seiner gut einminütigen Videobotschaft, in der er um Entschuldigung für einen
tätlichen Angriff bittet, offensichtlich auf eine Ex-Freundin. Der US-Rapper
reagierte damit am Sonntag auf ein Überwachungsvideo aus einem Hotel, das aus
dem Jahr 2016 stammen soll und am Freitag aufgetaucht war. Der US-Sender CNN
hatte das Videomaterial mit schockierenden Gewaltszenen auf einem Hotelflur
veröffentlicht. Strafrechtlich belangt werden kann der Rapper wegen des Videos
allerdings nicht: Das darin gezeigte Verhalten ist laut Staatsanwaltschaft
bereits verjährt.

Die Erklärung von Combs löste eine Flut von Kommentaren im Netz aus, viele
stellten seine Worte infrage. Er zeige sich jetzt nur reumütig, weil er als
Täter erwischt worden sei, schrieben Menschen auf Instagram.

Die Aufnahmen aus dem Hotel zeigen offensichtlich, wie Combs auf einem Flur
seine damalige Freundin Casandra Ventura misshandelte. In dem Video ist zu
sehen, wie er die Frau schlägt, zu Boden wirft, mehrfach auf sie eintritt und
das Opfer über den Boden zieht. Die Frau, auf dem Weg zu einem Aufzug, ist voll
bekleidet und hat zwei Taschen bei sich. Combs läuft ihr hinterher, nur auf
Socken, mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt.

"Mein Verhalten in dem Video ist unentschuldbar", sagte Combs in seiner
Aufzeichnung auf Instagram. Er übernehme "volle Verantwortung" für sein
Verhalten, er sei damals wie heute davon angewidert. Dies sei eine der
"dunkelsten" Zeiten in seinem Leben gewesen. Er sei an einem absoluten Tiefpunkt
gewesen, doch danach habe er Hilfe gesucht und sich in Therapie und in eine
Entziehungskur begeben.

In einer Erklärung des Bezirksstaatsanwalts von Los Angeles, George Gascón,
zu dem Video hieß es: "Wir finden die Bilder äußerst verstörend und schwer
anzusehen." Wenn der dargestellte Vorfall aber aus dem Jahr 2016 stamme, sei er
inzwischen verjährt und es könne leider keine Anklage mehr erhoben werden. Auch
seien vonseiten der Strafverfolgungsbehörden im Zusammenhang mit dem Video keine
Ermittlungen gegen Combs eingeleitet worden.

Die Sängerin Ventura mit dem Künstlernamen Cassie reagierte selbst nicht auf Combs Äußerung, aber ihre Anwältin meldete sich zu Wort. Das Statement des
Rappers drehe sich mehr um ihn als um die vielen Menschen, die er verletzt habe,
schrieb Anwältin Meredith Firetog in einer Mitteilung, die der Deutschen
Presse-Agentur vorlag. Vorher habe er die Vorwürfe mehrerer Frauen bestritten
und es so dargestellt, als wären diese Frauen nur auf sein Geld aus. Mit seinen
"unaufrichtigen" Worten würde er jetzt niemanden umstimmen.

Cassie und Combs waren ab 2007 gut zehn Jahre mit Unterbrechungen
miteinander liiert und arbeiteten während dieser Zeit auch zusammen. Im vorigen
November warf die Sängerin dem Musiker in einer Zivilklage unter anderem
sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Einschüchterung und körperliche Gewalt
während ihrer langjährigen Beziehung vor. In der Klageschrift erwähnte sie auch
den tätlichen Vorfall in dem Hotel, bei dem sie Verletzungen erlitten habe. Es
kam nicht zu einem Prozess, sondern schnell zu einem Vergleich. Einzelheiten
ihrer Absprache wurden nicht bekannt. Sie hätten die Angelegenheit "gütlich"
gelöst, hieß es. Vorwürfe von Gewalt hatte der Musiker vehement zurückgewiesen.

Cassies Anwalt Douglas Wigdor hatte nach der Veröffentlichung des Videos am
Freitag mit einer Stellungnahme reagiert. Darin schrieb er, dass das
"herzzerreißende Video" ein weiterer Beweis für das "verstörende" Verhalten von
Combs sei. Wigdor verwies auf den "Mut" und die "Stärke" seiner Mandantin,
dieses Verhalten ans Licht zu bringen.

Mehrere Frauen hatten in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe gegen den
Rapper vorgebracht. Combs, einer der erfolgreichsten Vertreter der
Hip-Hop-Branche, der zudem auch als Plattenproduzent, Schauspieler und in
anderen Geschäftsfeldern tätig ist, hatte entsprechende Vorwürfe immer
zurückgewiesen. "Genug ist genug", schrieb er im vorigen Dezember auf Instagram.
Mit "abscheulichen" Vorwürfen würden Leute versuchen, seinen Ruf zu zerstören.
Er habe keine dieser "schrecklichen Dinge" getan und er werde für seinen Namen,
seine Familie und für die Wahrheit kämpfen.

Noch im vorigen September war Combs ("Bad Boy for Life", "I'll Be Missing
You") bei der Vergabe der MTV Video Music Awards groß gefeiert worden. Für seine
Karriere und seinen Einfluss auf die Musikwelt erhielt er den "Global Icon
Award". Doch dann sah sich der Hip-Hop-Star mit mehreren Zivilklagen wegen
Vergewaltigung und Missbrauchs konfrontiert.

Im Dezember 2023 reichte eine nicht namentlich genannte Frau Klage ein. Sie
warf Combs und zwei weiteren Männern vor, sie als 17-Jährige im Jahr 2003 in dem
New Yorker Studio des Rappers unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben.

Im Februar reichte der Produzent Rodney "Lil Rod" Jones, der mit Combs an
dessen Grammy-nominierter Platte "The Love Album: Off the Grid" arbeitete, Klage
vor einem Bundesgericht in New York ein. Demnach wirft er Combs vor, ihn in
einem Zeitraum von über einem Jahr sexuell belästigt, unter Drogen gesetzt und
bedroht zu haben. Jones habe auch mehrfach miterlebt, wie der Rapper, seine
Mitarbeiter und andere Menschen "ernsthaft illegalen Aktivitäten" nachgegangen
seien, zitierte der Sender NBC aus der Klage.

Im März sorgten dann Razzien in Los Angeles und in Miami für Schlagzeilen.
US-Ermittler durchsuchten dort Häuser des Rappers. Zu den Hintergründen teilte
die Behörde Homeland Security Investigations (HSI) zunächst aber nichts mit.
Combs Anwälte reagierten prompt und sprachen von einer "Hexenjagd" als Folge
"unbegründeter Anschuldigungen", die in Zivilklagen gegen Combs erhoben worden
seien. Der Musiker sei unschuldig und werde weiter dafür kämpfen, seinen Namen
reinzuwaschen./mub/DP/ngu

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