17.06.2024 14:28:59 - dpa-AFX: POLITIK: Rentner nach Attacke auf Grünen-Politikerin zu Geldstrafe verurteilt

GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Wegen eines Angriffs auf eine niedersächsische
Landtagsabgeordnete der Grünen ist ein Mann zu einer Geldstrafe von 1600 Euro
verurteilt worden. Zudem muss der Rentner 600 Euro Schmerzensgeld zahlen,
urteilte die Richterin des Amtsgerichts Göttingen am Montag. Der 66-Jährige
griff demnach die Abgeordnete Marie Kollenrott Ende Mai an einem Wahlkampfstand
in der Göttinger Innenstadt an und verletzte sie. Das Urteil ist noch nicht
rechtskräftig.

Die Richterin sah es als erwiesen an, dass der ehemalige Inhaber eines
Landschafts- und Gartenbetriebs Ende Mai mehrfach gegen den linken Oberarm der
39-Jährigen schlug. Zuvor soll er sie beleidigt haben. "Dreckspack, ihr Grünen",
habe er in ihre Richtung gesagt. Als die Politikerin ihn zur Rede stellen
wollte, habe er sie umgehend bedrängt, geschlagen und habe sich dann von ihr
entfernt. Als er bemerkte, dass die Abgeordnete ihn verfolgte und Handy-Fotos
von ihm machte, ging er erneut auf sie los, bis Menschen dazwischengingen. Zwei
Zeugen hatten das während des Prozesses bestätigt. Das Urteil lautete auf
Körperverletzung in zwei Fällen sowie Beleidigung in einem Fall.

Die Polizei nahm den Tatverdächtigen kurz danach in Tatortnähe fest. Später
wurde bekannt, dass er in der Vergangenheit bereits durch das Nutzen von
Nazi-Symbolen aufgefallen ist und auch dafür verurteilt wurde.

Verletzungen und Schlafschwierigkeiten

Kollenrott erlitt nach eigenen Angaben Prellungen am linken Oberarm und
Kratzspuren am rechten Unterarm, die teilweise noch zehn Tage nach der Tat
schmerzten. Die Politikerin gab zudem an, dass sie in den Tagen nach der Tat
Schwierigkeiten hatte zu schlafen, und dass die Tat sie bei künftigen
Wahlkampfveranstaltungen vermutlich beschäftigen werde. Während des Prozesses
wirkte sie angespannt und vermied direkten Blickkontakt mit dem Täter.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe von 1800 Euro beantragt, zu
bezahlen in Raten. Der Staatsanwalt hatte betont, dass die Attacke auch als ein
Angriff auf die Demokratie zu werten sei. Diese dürfe es sich nicht gefallen
lassen, dass Wahlkampfstände bald Polizeischutz bräuchten.

Der Angeklagte, der den Prozess größtenteils desinteressiert verfolgte,
hatte die Tat zuvor abgestritten. Die Vorwürfe seien "einfach nur Quatsch",
sagte der 66-Jährige am Montag vor dem Amtsgericht Göttingen. Sollte er die
Politikerin berührt haben, entschuldige er sich aber dafür. Er sagte zudem, er
wolle auf einen DNA-Test warten. Dieser werde beweisen, dass er die Abgeordnete
nicht berührt habe./xma/DP/jha

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