16.07.2024 06:35:09 - dpa-AFX: ROUNDUP: Trump macht politischen Newcomer Vance zum Vize

MILWAUKEE (dpa-AFX) - Der Republikaner Donald Trump macht seinen Getreuen
J.D. Vance zum Vizekandidaten für die Präsidentenwahl. Der einstige
Trump-Kritiker gilt mittlerweile als enger Verbündeter des früheren
US-Präsidenten und ist mit seinen 39 Jahren ein aufstrebender Star in der
Republikanischen Partei. Kurz nach der Verkündung der mit Spannung erwarteten
Personalie bestätigte der Parteitag in Milwaukee die Nominierung offiziell. Die
Delegierten wählten zu Beginn der Großveranstaltung im US-Bundesstaat Wisconsin
auch Trump zum Kandidaten für die Präsidentenwahl. Der Schritt galt nach dessen
Sieg bei den parteiinternen Vorwahlen als Formalie.

Mit Spannung wird nun Trumps Rede beim Parteitag in der deutschen Nacht zu
Freitag erwartet. Auch Vance wird in dieser Woche noch auf der Bühne sprechen -
voraussichtlich in der deutschen Nacht zu Donnerstag. Zunächst nahm er beim
Parteitag ein Bad in der Menge und wurde euphorisch bejubelt. Einst feierte
Vance mit seinen Memoiren "Hillbilly-Elegie" Erfolge. Der Bestseller gibt
Einblick in eine Gesellschaftsschicht, die 2016 den Wahlsieg Trumps mit
ermöglicht hat. Erst seit 2023 sitzt der 39 Jahre alte Autor für den Bundesstaat
Ohio im Senat und gilt als rechter Hardliner. Sollte Trump die Präsidentenwahl
im November gewinnen, wäre Vance einer der jüngsten Vizepräsidenten in der
US-Geschichte.

Vance war bereits länger im Gespräch

Vance nimmt kein Blatt vor den Mund und teilt gern aus. Nach dem Attentat
auf Trump begann er sofort zu hetzen und machte US-Präsident Joe Biden
persönlich für die Attacke verantwortlich. Im Senat votierte er im Frühjahr
gegen die milliardenschwere Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine.

Zum Parteitag in Milwaukee kam der Senator mit seiner Ehefrau Usha Chilukuri Vance. Die Juristin lernte Vance an der Elite-Universität Yale kennen, sie ist
Tochter indischer Einwanderer. Das Paar schüttelte zahlreiche Hände und ließ
sich feiern. Die Menge rief "USA, USA, USA". Vance galt schon länger als Favorit
für die Position des "Running Mate" - sein Name war jedoch nicht der einzige,
der fiel.

Die Zusammenkunft der Republikaner in Milwaukee wird von dem Attentat auf
Trump überschattet, bei dem der Republikaner am Wochenende leicht verletzt
wurde. Der 78-Jährige reiste trotz der Attacke bereits am Sonntag nach
Milwaukee, um an dem Treffen teilzunehmen.

Parteitag ist choreografiertes Spektakel

Bei ihren sogenannten Nominierungsparteitagen bestätigen die Republikaner
und Demokraten nach den parteiinternen Vorwahlen ihr Gesamtergebnis auf
nationaler Ebene offiziell. Dort reisen rund 2.400 Delegierte aus allen
Bundesstaaten an, die an die Vorwahlergebnisse gebunden sind und dementsprechend
ihre Stimmen abgeben.

Um die Kandidatur zu gewinnen, musste Trump mindestens 1.215 Delegierte
hinter sich vereinen. Diese rechnerische Hürde bei den Vorwahlen hatte Trump
bereits im März genommen. Das heißt, der Ausgang der Abstimmungen dort ist in
der Regel vorab klar. Das Prozedere bei Parteitag ist deshalb gemeinhin eine
durch choreografierte Zeremonie. Die Nominierungsparteitage im US-Wahljahr sind
große Wahlkampfspektakel. Auch Trumps Söhne Eric und Don Jr. sowie Tochter
Tiffany waren anwesend und wurden bejubelt.

Die Demokraten kommen erst im August in Chicago zusammen. Der 81-jährige
Biden sicherte sich bei den Vorwahlen seiner Partei ebenfalls die nötigen
Delegiertenstimmen für eine Kandidatur. In seiner Partei tobt aber wegen Bidens
hohem Alter gerade eine Debatte über seine Kandidatur. Nur er selbst kann über
einen Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur entscheiden. Bisher hält
eisern daran fest.

Ausnahmezustand in Milwaukee

Der Parteitag der Republikaner in Milwaukee begann am Montag unter hohen
Sicherheitsvorkehrungen. In der Stadt am Westufer des Lake Michigan sind
zahlreiche Straßen abgesperrt. Selbst in die Nähe des Veranstaltungsorts im
Zentrum der rund eine halbe Million Einwohner zählenden Stadt kommt man nur nach
einer speziellen Sicherheitsüberprüfung. Bereits vor dem Attentat gegen Trump
planten die Veranstalter sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen.

Neben den Delegierten sind Tausende weitere Menschen nach Milwaukee gereist
- darunter Politiker, Parteimitglieder und Pressevertreter. Teil des Parteitags
ist auch die Verabschiedung des Parteiprogramms, es werden Reden zahlreicher
hochrangiger Republikaner erwartet. Zum Auftakt der Großveranstaltung riefen
Delegierten "Kämpft, kämpft, kämpft!".

Attentat auf Trump überschattet Parteitag

In den vergangenen Tagen haben sich die Ereignisse im ohnehin schon
aufgeheizten US-Wahlkampf überschlagen. Diskutierte vor vergangene Woche noch
das ganze Land über Bidens mentale Fitness und Eignung als
Präsidentschaftskandidat, hat sich seit den tödlichen Schüssen bei einem
Wahlkampfauftritt Trumps im Bundesstaat Pennsylvania der Fokus verschoben. Trump
inszeniert sich mehr denn je als starker Anführer für das Land, der selbst durch
eine bewaffnete Attacke nicht zu stoppen ist. Der Demokrat Biden warnte nach dem
Angriff auf seinen Kontrahenten vor weiterer politischer Gewalt und rief die
Amerikaner zum Zusammenhalt auf.

Wenige Stunden vor Beginn des Parteitags konnte Trump außerdem einen
gewaltigen juristischen Sieg einfahren. In der Affäre um die Mitnahme geheimer
Regierungsdokumente stellte die zuständige Richterin Aileen Cannon das
Strafverfahren gegen Trump ein. Der juristische Erfolg gibt dem Ex-Präsidenten
weiteren Rückenwind im Wahlkampf. Trump warb für Einheit - und forderte als
Zeichen dafür, dass auch die anderen Strafverfahren gegen ihn fallen gelassen
werden sollten./nau/DP/zb

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