18.06.2024 17:40:04 - dpa-AFX: Putin lobt Unterstützung Nordkoreas im Kampf gegen die Ukraine

SEOUL/MOSKAU (dpa-AFX) - Unmittelbar vor seinem Besuch in Nordkorea hat der
russische Präsident Wladimir Putin den abgeschotteten Staat für dessen Hilfe im
Kampf gegen die Ukraine gelobt. Man schätze "die standhafte Unterstützung"
Nordkoreas für "Russlands militärische Spezialoperation in der Ukraine" und die
Solidarität bei wichtigen internationalen Fragen, schrieb Putin in einem Beitrag
für die offizielle nordkoreanische Zeitung "Rodong Sinmun". Beide Länder wollen
nach Angaben des Kreml einen Vertrag über eine umfassende Zusammenarbeit
schließen.

Wie beide Länder mitteilten, wollte Putin von Dienstag bis Mittwoch auf
Einladung von Machthaber Kim Jong Un in Nordkorea sein. Der Kremlchef wurde am
Abend (Ortszeit) in Pjöngjang erwartet. Seine Ankunftszeit war nicht bekannt.
Zunächst besuchte er auf der Reise in den Fernen Osten die russische Stadt
Jakutsk.

In der nordkoreanischen Hauptstadt waren die Straßen mit Porträts des
Kremlchefs und russischen Flaggen geschmückt. In Südkorea wurde vermutet, dass
die politischen Gespräche am Mittwoch stattfinden, bevor Putin wie geplant nach
Vietnam weiterreist. Es ist Putins erste Visite in Nordkorea seit 24 Jahren und
zugleich ein Gegenbesuch, nachdem Kim im September in Russland war.

Moskaus enge Kontakte zu Pjöngjang

Moskau unterhält enge Kontakte zu Nordkorea. Das kommunistisch regierte
Land, das wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen
unterliegt, liefert nach westlichen Erkenntnissen Artilleriemunition und Raketen
an Russland, das diese gegen die Ukraine verwendet. Das wäre aus Sicht der USA
und ihrer Verbündeten eine ernsthafte Verletzung von Sanktionsbeschlüssen des
UN-Sicherheitsrats gegen Nordkorea. Sie vermuten, dass Nordkorea im Gegenzug von
Russland neben Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern auch militärische
Schlüsseltechnologien erhalten könnte.

In den vergangenen Monaten habe Nordkorea illegal Dutzende von ballistischen Raketen und mehr als 11 000 Container mit Munition geliefert, sagte der Sprecher
des US-Außenministeriums, Matthew Miller am Montag (Ortszeit). "Wir glauben,
dass die Vertiefung der Kooperation zwischen Russland und der Volksrepublik
(Nordkorea) etwas ist, dass bei allen große Besorgnis hervorrufen sollte, die an
der Wahrung des Friedens und der Stabilität auf der koreanischen Halbinsel, an
der Aufrechterhaltung des globalen Regimes zur Nicht-Verbreitung von Atomwaffen,
der Einhaltung von Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und natürlich an der
Unterstützung der Menschen in der Ukraine, die ihre Freiheit gegen Russlands
Invasion verteidigen, interessiert sind". Russland hat vor mehr als zwei Jahren
seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen.

Die USA und Südkorea, die von Nordkorea als feindselige Staaten betrachtet
werden, haben mehrfach vor einer Militärkooperation zwischen Nordkorea und
Russland gewarnt. Beide Länder wiesen die Anschuldigungen zurück, miteinander
Waffengeschäfte zu machen.

Vertrag über umfassende Zusammenarbeit

Aus Moskau hieß es, Putin habe einen Entwurf des Außenministeriums zum
geplanten Vertrag mit Nordkorea gebilligt. Das Dokument solle auf höchster
Ebene, also von Putin und dem nordkoreanischen Machthaber, unterzeichnet werden.
Angaben zum Inhalt des Vertrags wurden nicht gemacht. Bei ihrem ersten Treffen
im September hatten beide Seiten ihre Bereitschaft betont, die Kooperation zu
vertiefen - ausdrücklich auch im militärtechnischen Bereich.

Putin schrieb jetzt in "Rodong Sinmun", Nordkorea sei "ein überzeugter und
gleichgesinnter Unterstützer", der bereit sei, das Bestreben des Westens zu
kontern, eine multipolare Weltordnung zu verhindern. Russland und Nordkorea
würden gemeinsam die Sicherheitsarchitektur in Eurasien aufbauen, die westlichen
Sanktionen kontern und unabhängige Transaktionssysteme aufbauen. Beide Seiten
seien bestrebt, eng zusammenzuarbeiten, so der russische Präsident. "Zu diesem
Zweck werden wir alternative Mechanismen für Handel und gegenseitige Handels-
und Schlichtungsmechanismen entwickeln, die nicht vom Westen kontrolliert
werden."/dg/DP/ngu

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