16.07.2024 12:05:41 - dpa-AFX: Studie: Große Zustimmung zur elektronischen Patientenakte

BERLIN (dpa-AFX) - Die elektronische Patientenakte (ePA) in Deutschland wird
einer Umfrage zufolge von weiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert. In einer vom
Digitalverband Bitkom in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage erklärten 71 Prozent
der Befragten, dass sie die ePA bereits nutzen oder in der Zukunft anwenden
werden.

Skeptisch ist laut der repräsentativen Umfrage aktuell noch gut ein Viertel
der Befragten: Sie antworteten auf die Frage "Wollen Sie die elektronische
Patientenakte nutzen?" mit "Nein, auf keinen Fall" (8 Prozent) oder "Eher nein"
(18 Prozent). Bei einer vergleichbaren Umfrage des Bitkom vor einem Jahr fiel
die Ablehnung deutlich höher aus: Mehr als ein Drittel der Befragten (37
Prozent) stand damals dem zentralen Projekt von Gesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) noch ablehnend gegenüber.

Die ePA ist ein digitaler, lebenslanger Aktenordner für Gesundheitsdaten wie Arztbriefe, Medikationspläne, Laborbefunde und Röntgenbilder. Sowohl Arztpraxen
als auch Versicherte können darin Dokumente ablegen. Das soll etwa einen
Arztwechsel vereinfachen oder den Austausch von Dokumenten zwischen Arztpraxen,
Apotheken und Kliniken erleichtern. Ab dem 15. Januar 2025 soll jeder
Kassenpatient eine elektronische Akte haben - es sei denn, er widerspricht.

Hohe Erwartungen an die ePA

Die Nutzerinnen und Nutzer einer ePA versprechen sich vor allem, dass sie
allen behandelnden Ärzten ihre Gesundheitsdaten verfügbar machen können (89
Prozent). Außerdem gehen viele ePA-Befürworter davon aus, dass mit der
elektronischen Akte sich die Sicherheit erhöht, etwa durch einen abgestimmten
Medikationsplan (77 Prozent).

Die EPA-Skeptiker begründen ihre Ablehnung vor allem mit der Sorge, dass
ihre Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten könnten (59 Prozent). Sie fühlen
sich teilweise auch nicht ausreichend informiert (50 Prozent). Zwei Drittel
aller Befragten sagen, dass sie der Nutzung von anonymisierten Daten aus der ePA
für eine bessere Forschung zustimmen (66 Prozent).

Grundlage der Angaben ist eine telefonische Umfrage, die Bitkom Research im
Mai und Juni im Auftrag des Digitalverbandes durchgeführt hat. Dabei wurden
1.140 Personen in Deutschland ab 16 Jahren befragt.

Fast alle kennen das E-Rezept

Besonders populär ist das E-Rezept, bei dem anstelle der gewohnten rosa
Zettel eine Smartphone-App, ein ausgedruckter QR-Code oder die Versichertenkarte
zum Einsatz kommen, um das Rezept einzulösen. Es ist fast allen Menschen in
Deutschland ein Begriff (98 Prozent). 77 Prozent haben bereits ein E-Rezept
eingelöst. 83 Prozent sagen: "Es verlief reibungslos". Dabei verwenden die
meisten am liebsten ihre Gesundheitskarte in der Apotheke (54 Prozent). 20
Prozent bevorzugen ihr Smartphone oder Tablet zum Einlösen. 8 Prozent lösen das
E-Rezept am liebsten digital auf der Website oder in der App einer
Online-Apotheke ein. Nur eine Minderheit will zurück zum Papier (14 Prozent).

Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab sagte, die Menschen in Deutschland
hielten die Digitalisierung des Gesundheitswesens für richtig. "Sie stoßen im
alltäglichen Umgang mit digitalen Technologien und Anwendungen im
Gesundheitsbereich aber noch auf Hürden." Fast jeder und jede Zweite (48
Prozent) fühle sich von der Digitalisierung im Gesundheitswesen überfordert. "Ob
elektronische Patientenakte, E-Rezept oder Künstliche Intelligenz in der
Medizin: Wir müssen die Kompetenzen zum Umgang mit digitalen
Gesundheitstechnologien und -Anwendungen stärken", forderte Raab./chd/DP/nas

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