20.06.2024 12:42:04 - dpa-AFX: EM 2024/Schweiz heiß auf DFB-Elf: 'Wollen die Deutschen ärgern'

KÖLN (dpa-AFX) - Traumtorschütze Xherdan Shaqiri hatte ein spitzbübisches
Lächeln im Gesicht, als er vor dem Duell um den Gruppensieg gegen Deutschland
eine kleine Kampfansage an den bereits fürs Achtelfinale qualifizierten
EM-Gastgeber schickte. "Da kommt ein anderes Kaliber auf uns zu mit dieser super
Offensive und der Euphorie. Aber wir gehen mit Selbstbewusstsein in das Spiel
und freuen uns alle darauf. Wir wollen die Deutschen natürlich ärgern, das ist
klar", sagte der gefeierte Schweizer Ausgleichsschütze nach dem 1:1 (1:1) gegen
Schottland mit Blick auf das Prestigeduell am Sonntag in Frankfurt.

Schweiz praktisch schon weiter

Durch das Remis am Mittwochabend in Köln, das Shaqiri mit einem genialen
Direktschuss aus knapp 20 Metern in den Winkel sicherte, können auch die
Eidgenossen fast sicher für die K.o.-Runde planen. "Wir sind noch nicht ganz
durch, aber nur einen kleinen Schritt davor", beschrieb der Schweizer Trainer
Murat Yakin die Tabellenkonstellation in der Gruppe A treffend und versprach den
Fans: "Wir werden uns definitiv qualifizieren."

Schon ein Remis gegen die DFB-Auswahl reicht zum Weiterkommen. Selbst bei
einer Niederlage wäre Platz zwei nur in Gefahr, wenn Schottland gegen Ungarn
gewinnt und am Ende die derzeit um sechs Treffer schlechtere Tordifferenz
gegenüber den Schweizern aufholt. Sollte dieser unwahrscheinliche Fall wirklich
eintreten, könnten die Eidgenossen immer noch als einer der vier besten
Gruppendritten ins Achtelfinale einziehen. Die bisher gesammelten vier Punkte
reichten bei früheren Turnieren immer dafür aus.

Vorfreude auf Deutschland-Spiel

Mit solchen Zitter-Szenarien beschäftigen sich die Schweizer aber gar nicht. Im Gegenteil: Sie möchten einen Coup gegen den großen Nachbarn Deutschland
landen. "Wir haben nicht den Druck, dass wir unbedingt gewinnen müssen. Es wird
ein offenes und interessantes Spiel", prophezeite Yakin.

Die Favoritenrolle liegt beim Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann, was
den Schweizern recht ist. "Wir kennen die Mannschaft, da kommt viel Qualität auf
uns zu", sagte Torwart Yann Sommer. "Das ist ein guter Gegner, spielerisch sehr
stark. Wir werden uns gut darauf vorbereiten und bereit sein."

Shaqiri-Tor verzückt alle

Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist groß bei den Schweizern, die
zudem über viel individuelle Qualität in ihrem Kader verfügen. Bestes Beispiel
ist Shaqiri, über den nach seinem Geniestreich gegen Schottland viele
Lobeshymnen angestimmt wurden. "Das war ein besonderer Moment. Es war ein
hervorragendes und wunderschönes Tor, mit dem Shaq der Mannschaft geholfen hat",
sagte Yakin.

Abwehrchef Manuel Akanji, der als bester Spieler der Partie ausgezeichnet
wurde, staunte über die Aktion seines Teamkollegen: "Ich weiß nicht, wie viele
aus unserer Mannschaft dieses Tor so schießen könnten. Aber er hat das
Selbstvertrauen, um aus dieser Position abzuziehen."

Torwart Sommer räumte ein, dass er Shaqiri den Kunstschuss nicht zugetraut
hatte. "Zuerst habe ich gedacht: Warum schießt du? Bitte nicht. Aber es ist halt
Shaq." Und selbst Schottlands Trainer Steve Clarke zollte dem 32 Jahre alten
Offensivspieler die verdiente Anerkennung. "Wenn dort ein anderer Spieler
gestanden hätte als Shaqiri, wäre es kein Tor geworden. Das sagt alles über
seine Klasse aus", sagte Clarke über den Profi, der seit mehr als zwei Jahren in
der Major League Soccer bei Chicago Fire sein Geld verdient.

Bestmarke als Zugabe

Mit seinem Traumtor avancierte Shaqiri zum ersten europäischen Profi, der
bei allen sechs Fußball-Großturnieren seit der WM 2014 ein Tor erzielte. Dieses
Kunststück schaffte bisher nicht einmal Portugals Superstar Cristiano Ronaldo,
der im EM-Verlauf aber noch nachziehen kann.

"Das ist schon sehr speziell. Ich bin stolz darauf", sagte Shaqiri über den
Rekord und fügte hinzu: "Es ist immer ein sehr schönes Gefühl, wenn ich für mein
Land ein Tor erziele." Das möchte der frühere Bundesliga-Profi des FC Bayern
München gegen Deutschland erneut auskosten. Auch wenn er weiß: "Das wird ein
richtiger Härtetest für uns."/edo/DP/jha

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