10.05.2024 19:33:05 - dpa-AFX: Militäreinsatz in Rafah: Hamas will Geiselgespräche 'überdenken'

GAZA/TEL AVIV (dpa-AFX) - Angesichts des seit Wochenbeginn laufenden
israelischen Militäreinsatzes in der südlichen Stadt Rafah im Gazastreifen hat
die islamistische Hamas mögliche Auswirkungen auf die indirekten Gespräche über
eine Waffenruhe ins Spiel gebracht. Die israelische Regierung nutze die
Verhandlungen, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln, als
"Feigenblatt, um Rafah und die Grenzübergänge anzugreifen und um ihren
Auslöschungskrieg gegen unser Volk fortzusetzen", hieß es in einer Erklärung,
die die palästinensische Organisation am Freitag veröffentlichte.

Israel hatte in der Nacht zum Dienstag einen umstrittenen Militäreinsatz
gegen die Stadt an der Grenze zu Ägypten gestartet, in der sich mehr als eine
Million palästinensische Binnenflüchtlinge aufhalten sollen. Bislang ging die
israelische Armee vor allem in den östlichen Außenbezirken vor und besetzte das
Gebiet um den Grenzübergang, der nach Ägypten führt. Die großen
Flüchtlingsansammlungen und Lager waren von den Militäroperationen bisher nicht
betroffen. Es herrscht allerdings die Befürchtung, dass sich dies bald ändern
könnte.

Seit mehreren Monaten verhandeln Israel und die Hamas indirekt über eine
befristete Waffenruhe und einen Austausch von israelischen Geiseln in der Gewalt
der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Die
israelische Seite trage nun die "volle Verantwortung", falls die Gespräche
scheitern sollten, hieß es in der Hamas-Erklärung vom Freitag. Die Führung der
Organisation werde sich mit ihren palästinensischen Verbündeten beraten, "um
unsere Verhandlungsstrategie zu überdenken".

Beobachter werteten die Erklärung als möglichen Eröffnungsschritt für einen
Rückzug der Hamas aus den indirekten Gesprächen mit Israel. Auslöser des
Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das
Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt
hatten./edr/wh/gm/DP/he

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