24.05.2024 12:27:26 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Erdrutsch in Papua-Neuguinea: Mehr als 100 Tote befürchtet

PORT MORESBY (dpa-AFX) - Ein gewaltiger Erdrutsch hat im abgelegenen
Hochland von Papua-Neuguinea mindestens ein Dorf unter sich begraben und
zahlreiche Bewohner verschüttet. Das Ausmaß ist dramatisch: Mehr als 100
Menschen könnten unter den Erdmassen begraben liegen, berichtete der
australische Sender ABC unter Berufung auf Augenzeugen und Anwohner. Die Lage
war auch Stunden nach dem Unglück noch unübersichtlich: Die örtliche
Nachrichtenseite Loop PNG sprach sogar von sechs verschütteten Ortschaften.

Nach Angaben des neuseeländischen Sender RNZ lebten bis zu 3000 Menschen in
dem Gebiet. Die Zahl der Opfer könnte somit schlimmstenfalls noch weit höher
sein. Lokale Medien bezeichneten den Erdrutsch als "beispiellose
Naturkatastrophe".

Das Unglück ereignete sich in der Nacht zum Freitag gegen 03.00 Uhr
(Ortszeit). "Es geschah am frühen Morgen, als die Menschen noch geschlafen
haben, und das ganze Dorf ist zerstört", sagte Elizabeth Laruma, Vorsitzende
einer lokalen Frauenvereinigung. "Soweit ich das beurteilen kann, sind
mindestens 100 Menschen unter der Erde begraben."

Suche mit Macheten und Äxten

Die abgeschiedene Provinz Enga liegt etwa 600 Kilometer von der Hauptstadt
Port Moresby entfernt. Ministerpräsident James Marape sprach den Familien der
Opfer sein Mitgefühl aus und erklärte, es würden Mitarbeiter des
Katastrophenschutzes und Militärs entsandt, um die Bergungsarbeiten zu
unterstützen.

Auf Videos, die in Medien verbreitet wurden, war riesiges Geröll zu sehen,
das sich meterhoch auftürmte. Berichten zufolge sind die Menschen vor Ort mit
Macheten und Äxten im Einsatz, um nach Verschütteten zu suchen. Es sei aber
dringend schweres Gerät nötig, um die riesigen Steine und Erdmassen zu
entfernen, zitierte RNZ einen Anwohner.

Die Menschen hofften auf Unterstützung durch die Regierung und
Hilfsorganisationen - jedoch ist das Unglücksgebiet so isoliert, dass es nach
dem Erdrutsch fast nur noch aus der Luft möglich ist, überhaupt dorthin zu
gelangen. Augenzeugen sagten weiter, es könnte Wochen dauern, bis alle Leichen
geborgen seien. Ob es noch Hoffnung auf Überlebende gibt, war unklar.

Australien bietet Hilfe an

Die lokale Nachrichtenseite JB143 PNG sprach auf Facebook von
"katastrophaler Zerstörung". Von dem Erdrutsch sei auch die Porgera-Goldmine
betroffen, eines der größten Goldbergwerke der Welt. Trotz reicher
Rohstoff-Vorkommen leben die meisten Menschen in Papua-Neuguinea aber in
bitterer Armut.

"Der Verlust von Menschenleben und die Zerstörung sind verheerend", sagte
die australische Außenministerin Penny Wong. Als "Freund und Partner" biete
Australien jede nötige Hilfe an.

Erdbeben als Auslöser?

Die Tropeninsel Papua-Neuguinea liegt nördlich von Australien. Wegen ihrer
Nähe zum Äquator sind schwere Regenfälle keine Seltenheit. Erst im März waren
bei einem Erdrutsch in einer nahegelegenen Provinz 23 Menschen ums Leben
gekommen.

Zudem liegt der Inselstaat mit zehn Millionen Einwohnern auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, einer der seismisch aktivsten Gegenden der Erde. Immer
wieder kommt es zu Erdbeben - so zuletzt vor wenigen Tagen, als ein Beben der
Stärke 4,5 die Provinz Enga erschüttert hatte. Ob die Erdstöße mit dem nun
erfolgten Erdrutsch in Zusammenhang stehen, war unklar./cfn/DP/jha

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