10.05.2024 11:20:23 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Wehrbeauftragte kritisiert Frauenmangel bei der Bundeswehr

BERLIN (dpa-AFX) - Die Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eva Högl,
hat den Mangel an Frauen bei der Bundeswehr kritisiert. "Ein Weiter-so kann es
nicht mehr geben", sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
(RND). Aktuell liege der Frauenanteil in der Bundeswehr bei etwas mehr als 13
Prozent. "Rechnet man die Sanität raus, liegt er unter 10 Prozent. Die
Bundeswehr verfehlt damit ihre selbstgesteckten Ziele, und das seit Jahren",
sagte Högl. Gesetzlich sei eine Quote von 20 Prozent festgeschrieben.

Zudem beklagte Högl zu wenige Frauen in der Fläche sowie in
Führungspositionen. "Es gab im Jahr 2023 in der gesamten Bundeswehr nur 47
Frauen in der Besoldungsgruppe A16 und höher. Im Vorjahr war die Anzahl
identisch", sagte Högl. Lediglich drei Frauen dienten demnach im Generalsrang.
"Das kann nicht zufriedenstellen." Es müsse in den kommenden Jahren darum gehen,
dass "Frauen in Führungspositionen Normalität werden".

Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte dem RND, dass sich ein
Anstieg der Zahl von Frauen bei der Bundeswehr abzeichne. "Im vergangenen Jahr
stammten rund 17 Prozent der Bewerbungseingänge von Frauen. Das freut uns sehr
und zeigt, dass wir auch für Soldatinnen ein attraktiver Arbeitgeber sind", wird
die Sprecherin zitiert. Sie räumte demnach jedoch gleichwohl ein, dass die Quote
von Frauen auf militärischen Führungspositionen im Ministerium selbst aktuell
bei etwa 2 Prozent liege. Außerhalb des Verteidigungsministeriums seien jedoch
16 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Im Bereich des
Sanitätsdienstes seien es sogar rund 46 Prozent.

Der Ex-Wehrbeauftragte und heutige Präsident der Gesellschaft für
Sicherheitspolitik, Hans-Peter Bartels, plädierte dafür, bei einer Rückkehr zur
Wehrpflicht auch Frauen zu mustern. "In diesen modernen Zeiten ist
wahrscheinlich die Wehrpflicht für Männer und Frauen das Angemessene", sagte der
frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Bartels im Deutschlandfunk. Dafür müsste das
Grundgesetz geändert werden. Bartels warb für ein Modell der
"Auswahlwehrpflicht". Dabei würden alle Wehrpflichten erfasst und gemustert, die
Tauglichen allerdings gefragt, ob sie freiwillig zur Bundeswehr kommen wollten.
Bartels sprach sich dafür aus, dass man sich "schnell in parteiübergreifenden
Gesprächen in der Koalition, aber auch mit der Union versucht, darüber zu
einigen, was möglich ist"./stz/vvö/DP/men

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