20.06.2024 20:50:30 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP 3/Kane trifft und patzt: England nur 1:1 gegen Dänemark

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FRANKFURT (dpa-AFX) - Torschütze Harry Kane rief seine Mitspieler für einen
kurzen Gang Richtung englischer Fans zusammen. Es kam nach einem schwachen
Auftritt der Three Lions fast einer Entschuldigung gleich. Kane und
Nationaltrainer Gareth Southgate applaudierten nach dem 1:1 (1:1) gegen Dänemark
in Frankfurt freundlich, doch die meisten Anhänger waren da bereits aus dem
Stadion geeilt.

Dass die fußballerische Darbietung in der Heimat keine Jubelstürme ausgelöst hat, dem war sich Kane bewusst. "Ich weiß, dass es zu Hause wahrscheinlich viel
Lärm und ein wenig Enttäuschung geben wird, aber das haben wir auch bei der
letzten EM erlebt, als wir gegen Schottland unentschieden spielten", sagte der
Bayern-Torjäger und fügte beschwichtigend hinzu: "Schritt für Schritt, wir
schaffen das. Wir sind Spitzenreiter, wir können uns noch verbessern."

Müssen sie auch, sonst droht ein mögliches Achtelfinale gegen den furiosen
Gastgeber Deutschland. Dabei hatte Bundesliga-Torschützenkönig Kane die
Gastgeber mit seinem Treffer (18. Minute) vor 47 000 Zuschauern auf Kurs
gebracht, doch das war nicht genug für die uninspirierten Three Lions. Für die
Dänen gelang Morten Hjulmand (34.) in Folge eines Fehlpasses von Kane der
sehenswerte Ausgleich.

"Wir sind auf dem Spitzenplatz unserer Gruppe. Wir haben ein Gegentor aus
der Distanz kassiert. Wir stehen auf Platz eins, also konzentrieren wir uns auf
das letzte Gruppenspiel. Lasst uns das als einen Punkt werten, als einen
wohlverdienten Punkt", sagte Englands Kyle Walker. Ex-England-Star Alan Shearer
wurde dagegen als BBC-Experte deutlicher: "England war schlechter."

Während England mit vier Zählern zumindest mit dem Weiterkommen planen kann, geht es für Dänemark, Slowenien (jeweils zwei Punkte) sowie Serbien (ein Punkt)
am Dienstag (21.00 Uhr) um alles. Der Gruppenzweite würde im Achtelfinale auf
Deutschland treffen, sofern die DFB-Elf gegen die Schweiz den Gruppensieg
perfekt macht. Die Engländer können aber aus eigener Kraft den Gruppensieg
holen, wenn sie Außenseiter Slowenien besiegen.

Baden am Römerberg

Die Mainmetropole, vor deren Bahnhofsviertel die britische Boulevardzeitung
"The Sun" schon vor Monaten gewarnt hatte, war ab dem Vormittag fest in
englischer Hand. Rund 50 000 Anhänger der Three Lions machten sich auf den Weg
nach Frankfurt, wo Türme und Zäune mit reichlich englischen Fahnen geschmückt
wurden. Schon viele Stunden vor dem Anpfiff gingen an einem schwülen Sommertag
einzelne Fans im Justitia-Brunnen am Römerberg baden.

Gegen die Sonne und mögliche Wasserfälle im Stadion, in dem sich in Prinz
William und Dänemarks König Frederik X. royale Prominenz befand, sicherten sich
die Organisatoren frühzeitig ab. Für die Partie wurde angesichts der
Wetterprognose das faltbare Dach geschlossen - eine absolute Ausnahme in dem
Stadion. Wie auch der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt, den die
beiden königlichen Gäste im Stadion vornahmen.

Kane trifft erstmals in einer EM-Vorrunde

Southgate ließ sich von den angeregten Debatten über eine zu defensive
Ausrichtung in der Heimat seines Teams nicht groß beeindrucken. Stattdessen
begann sein Team so abwartend, wie es das holprige 1:0 gegen Serbien am Sonntag
beendet hatte.

Die Führung fiel dann trotzdem für den EM-Mitfavoriten: Nach einer
Unaufmerksamkeit von Victor Kristiansen brach Kyle Walker auf rechts bis zur
Grundlinie durch. Seine abgelenkte Vorlage landete bei Bayern-Star Kane, der aus
kurzer Distanz nur noch einschießen musste. Es war im achten Einsatz Kanes sein
erstes Vorrundentor bei einer EM.

England gewann in der Folge aber nicht an Selbstbewusstsein, sondern zog
sich noch weiter zurück. Der EM-Zweite von 2021 versuchte sich stets mit sechs
Spielern hinter dem Ball zu positionieren und wurde von den Dänen immer stärker
unter Druck gesetzt. Das Spiel wirkte in dieser Phase statisch, mutlos und eines
EM-Titelanwärters nicht würdig.

Dreifachwechsel in Englands Offensive

Ein Abschluss von Wolfsburgs Jonas Wind (32.) wurde noch von Marc Guehi
abgelenkt. Doch mit der nächsten Aktion fiel der Ausgleich. Nach einem
missglückten Zuspiel von Kane in die Mitte fasste sich Hjulmand ein Herz und
sorgte aus 30 Metern für ein Traumtor. Sein Treffer ließ auch König Frederik
jubeln. Englands Fans sangen zwar eifrig "Dancing in the Dark" von Bruce
Springsteen, doch für die Profis um Torschütze Kane wirkte der Halbzeitpfiff wie
eine kleine Erlösung.

Danach steigerte sich die Southgate-Elf. Ein abgefälschter Schuss von Declan Rice (51.) und ein Kopfball von Bukayo Saka (53.) sorgten ein wenig Gefahr. Doch
wirklich brenzlig wurde es für die Dänen erst, als Phil Foden mit einem satten
Linksschuss den Pfosten (56.) traf. Southgate wechselte dann seine prägenden
Offensivkräfte Kane, Saka und Foden auf einmal aus - doch zum Sieg reichte es
auch mit frischen Kräften nicht mehr. Vielmehr drängten die Dänen auf das
Siegtor und hatten bei einem Schuss von Pierre-Emile Höjbjerg Pech
(85.)./pre/DP/ngu

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