19.06.2024 06:35:13 - dpa-AFX: ROUNDUP: Putin sucht Kriegshilfe bei Kim in Nordkorea - Nacht im Überblick

PJÖNGJANG (dpa-AFX) - Russlands Präsident Wladimir Putin ist zu einem
zweitägigen Staatsbesuch in Nordkorea eingetroffen. Der Kremlchef sei am
Flughafen von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un empfangen worden, berichtete die
russische Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag. Bei der zweitägigen Visite
geht es Beobachtern zufolge auch um weitere Waffenlieferungen von Pjöngjang für
Moskaus Krieg gegen die Ukraine.

Das letzte Mal war Putin im Jahr 2000 in Nordkorea, damals wurde er noch von Kims Vater, Kim Il Sung empfangen. Nach einer längeren Auszeit wurden die
Beziehungen zuletzt deutlich ausgebaut - nicht zuletzt wegen des Kriegs. So
hatte Putin Kim im vergangenen Herbst in Russlands Fernem Osten empfangen.

Dabei soll nach US-Angaben die Lieferung von nordkoreanischen Raketen und
Artilleriemunition an Russland vereinbart worden sein, die Moskau im Krieg
verwendet. Im Gegenzug wird auch die Übergabe von militärischen
Schlüsseltechnologien an das wegen seines Atomprogramms international
sanktionierte Pjöngjang vermutet. Beide Länder haben eine solche Kooperation
bestritten.

Moskau schätze "die standhafte Unterstützung" Nordkoreas für "Russlands
militärische Spezialoperation in der Ukraine" und die Solidarität bei wichtigen
internationalen Fragen, schrieb Putin vorab in einem Beitrag für die
nordkoreanische Zeitung "Rodong Sinmun". Russland hat vor mehr als zwei Jahren
seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine, in Moskau als "militärische
Spezialoperation" bezeichnet, begonnen.

USA: Besuch Putins in Nordkorea Grund zur Sorge

Die US-Regierung ist wegen Putins Besuch in Nordkorea daher in großer Sorge. "Die sich vertiefende Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea ist etwas,
das jeden beunruhigen sollte, der an der Aufrechterhaltung von Frieden und
Stabilität auf der koreanischen Halbinsel interessiert ist, aber auch an der
Unterstützung des ukrainischen Volkes, das weiterhin gegen die russische
Aggression kämpft", sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat
Ryder, in Washington.

Ähnlich äußerte sich die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre.
Sie sagte, die Lieferung von Waffen aus Nordkorea hätte dazu beigetragen, dass
Russland in der Lage sei, seinen brutalen Krieg in der Ukraine zu führen.

Nato-Chef betont globale Sicherheitskooperation

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg machte mit Blick auf den Besuch
deutlich, für wie wichtig er den Ausbau der Zusammenarbeit der atlantischen
Militärallianz mit Partnern im Indopazifik-Raum hält. Putins Visite in Nordkorea
zeige und bestätige Russlands sehr enge Verbindung mit autoritären Staaten wie
Nordkorea, aber auch China und dem Iran, sagte Stoltenberg bei einer
Pressekonferenz mit US-Außenminister Antony Blinken in Washington. Diese Staaten
unterstützten Russlands Kriegsaggression gegen die Ukraine und heizten diese an.
"Das zeigt auch, dass unsere Sicherheit nicht regional ist. Sie ist global."

Man sei auch besorgt darüber, dass Russland Technologie für die Raketen- und Atomprogramme dieser Länder bereitstelle. Auch deshalb werde man beim
Nato-Gipfel in Washington im Juli die Zusammenarbeit mit Partnern im
Indopazifik-Raum weiter stärken, betonte Stoltenberg.

Selenskyj betont Effizienz neuer Regeln für Waffeneinsatz

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobte derweil den Einsatz
westlicher Waffen gegen russisches Territorium als effizient. Die Zerstörung
russischer Stellungen und Abschussrampen nahe der Grenze sei enorm wichtig,
sagte er in seiner täglichen Videoansprache. "Das klappt. Genauso wie wir es
erwartet haben." Der ukrainische Staatschef lobte dabei mehrere Einheiten für
nicht näher benannte Erfolge. Westliche Staaten hatten nach neuen russischen
Angriffen gegen das Gebiet Charkiw im Nordosten der Ukraine ihr Verbot zum
Einsatz ihrer Waffen gegen russisches Staatsgebiet gelockert.

Es sei den Ukrainern gelungen, die russischen Offensiven abzubremsen. Die
ukrainischen Soldaten hätten eine neue Seite im Krieg aufgeschlagen - "eine
Seite, die Putin eigentlich seiner Offensive widmen wollte und die für Russland
zu einem weiteren Fehler wurde", sagte Selenskyj. Tatsächlich sind die
Geländegewinne der russischen Truppen in den vergangenen Wochen immer geringer
geworden, was Beobachter auch darauf zurückführen, dass nun westliche Waffen
nach längerer Pause wieder bei den ukrainischen Verteidigern ankommen.
Allerdings sehen die meisten Beobachter Russland immer noch im Vorteil.

Das wird am Dienstag wichtig

Der Hauptteil von Putins Besuchs beginnt an diesem Mittwoch. zunächst
treffen sich die beiden Staatschefs auf dem Kim-Il-Sung-Platz, dem
städtebaulichen und symbolischen Zentrum Pjöngjangs. Danach sind Verhandlungen
geplant, erst zu zweit, dann im größeren Rahmen. Neben mehreren gemeinsamen
Mahlzeiten sind auch eine Kranzniederlegung und ein gemeinsamer Konzertbesuch
angekündigt./bal/DP/zb

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