23.05.2024 17:31:24 - dpa-AFX: WDH/POLITIK: Irans verunglückter Präsident Raisi in Heimatstadt beigesetzt

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TEHERAN (dpa-AFX) - Der tödlich verunglückte iranische Präsidenten Ebrahim
Raisi ist in seiner Heimatstadt Maschhad im Nordosten des Landes beigesetzt
worden. Nach Angaben des Staatssenders Irib wurde Raisi am Donnerstag neben dem
dortigen Mausoleum des achten schiitischen Imam Resa beerdigt. Es gilt als
wichtigstes Heiligtum der Schiiten im Iran. Drei Millionen Menschen nahmen an
der Beisetzungszeremonie in Maschhad teil, gab die staatliche Nachrichtenagentur
Irna vor. Unabhängige Schätzungen gab es nicht.

Raisi, Außenminister Hussein Amirabdollahian und sieben weitere Insassen
waren am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz im Nordwesten des Landes ums
Leben gekommen. Außenminister Amirabdollahian wurde am Donnerstag in der
Hauptstadt Teheran beigesetzt.

Zuvor gab es eine weitere, staatlich organisierte Trauerfeier für den
Präsidenten in seiner Heimatprovinz Chorasan, wo Zehntausende teilnahmen. Die
Provinzhauptstadt Birdschand sei als vorletzte Station der Trauerzeremonien
gewählt worden, weil Raisi eine besondere Beziehung zu der Stadt gehabt habe,
erklärte Vizepräsident Mohsen Mansuri. Zudem vertrat Raisi Birdschand im
Expertenrat, einem im Iran einflussreichen Klerikergremium.

Am Mittwoch gab es eine ähnliche Trauerfeier in der Hauptstadt Teheran, an
der auch Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei teilnahm. Nach dem
religiösen Ritual in der Teheraner Universität gab es ferner eine Zeremonie mit
nach Teheran angereisten ausländischen Vertretern. Neben dem Emir von Katar
erwiesen unter anderem auch Ägyptens Außenminister, der Hamas-Auslandschef und
der Vorsitzende der russischen Duma dem toten Präsidenten die letzte Ehre.

Für Aufsehen sorgte die Abwesenheit der letzten drei iranischen Präsidenten. Mohammed Chatami (1997-2005), Mahmud Ahmadinedschad (2005-2013) und Hassen
Ruhani (2013-2021) wurden angeblich nicht zur Trauerzeremonie eingeladen, weil
sie Raisi und dessen erzkonservativen Kurs mehrmals harsch kritisiert hatten.

Schon am 28. Juni soll Raisis Nachfolger gewählt werden. Nach Einschätzung
von Beobachtern werden voraussichtlich die moderaten Politiker des Landes erneut
schon im Vorfeld der Wahl ausgeschlossen. Daher wird auch erwartet, dass wieder
ein Kandidat des erzkonservativen Lagers das Rennen machen wird.

Favorit ist Raisis Vize Mohammed Mochber, der bis zur Wahl auch als
Interimspräsident agiert. Als ein enger Vertrauter Raisis wird Mochber mit
großer Wahrscheinlichkeit dessen Politik weiterführen. Unter Iranern gibt es
wenig Hoffnung, dass es unter ihm - oder einem anderen erzkonservativen
Präsidenten - zu politischen Veränderungen kommen wird.

Während Regierungsanhänger um Raisi trauerten, wiesen Kritiker im Iran auf
die Vergangenheit des Klerikers. Während seiner Zeit als Generalstaatsanwalt
1988 wurde er für die Hinrichtung zahlreicher Dissidenten verantwortlich
gemacht. Auch als Präsident führte er eine harte Linie - vor allem gegen Frauen
und ihre sozialen Rechte.

Nach Ansicht vieler Beobachter war Raisi allerdings der schwächste Präsident in der 45-jährigen Geschichte der islamischen Republik. Seit seinem Amtsantritt
2021 hat er den Iran nicht nur politisch weiter in die internationale Isolation
getrieben, sondern das eigentlich ölreiche Land auch wirtschaftlich in die
schlimmste Krise seiner Geschichte. Die iranische Währung Rial hat in den
letzten drei Jahren unter seiner Führung mehr als 60 Prozent an Wert verloren,
und die Inflation ist seitdem astronomisch gestiegen./str/rey/DP/ngu

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