21.06.2024 19:57:26 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP: Polen trotz Lewandowski-Rückkehr vor EM-Knockout

BERLIN (dpa-AFX) - Auch mit Super-Joker Robert Lewandowski steht Polen bei
der Fußball-EM vor dem bitteren Aus in der Vorrunde. Fünf Tage nach der
Auftaktniederlage gegen die Niederlande (1:2) verloren die Polen auch ihr
richtungsweisendes zweites Gruppenspiel am Freitag in Berlin gegen das von Ralf
Rangnick trainierte Österreich mit 1:3 (1:1). Der nach einer Stunde
eingewechselte Lewandowski, der ein Blitz-Comeback nach überstandenem
Muskelfaserriss gab, konnte die Niederlage nicht verhindern.

Gernot Trauner hatte Österreich in der 9. Minute mit dem schnellsten Tor der Alpenrepublik bei Europameisterschaften in Führung gebracht. Der ehemalige
Herthaner Krzysztof Piatek, der anstelle von Lewandowski in der Startelf spielen
durfte, erzielte nach einer halben Stunde an alter Wirkungsstätte den Ausgleich.
Als Lewandowski auf dem Feld war, sorgten der Leipziger Christoph Baumgartner
(66.) und Kapitän Marko Arnautovi? (78., Foulelfmeter) für den Sieg der
Österreicher.

Zum Gruppenabschluss am kommenden Dienstag gegen Vizeweltmeister Frankreich
reicht den Polen womöglich nicht einmal ein Sieg zum Weiterkommen. Sollte
Frankreich am Freitagabend in Leipzig nicht gegen die Niederlande verlieren,
stünde das Aus schon am Freitag fest. Die Österreicher haben mit drei Zählern
auf dem Konto und den Niederlanden als letzten Gruppengegner die deutlich
besseren Karten.

70 Minuten vor Anpfiff war die etwas überraschende Nachricht durchgesickert, dass Lewandowski nicht fit genug für die Startelf ist. Dabei hatten die jüngsten
Aussagen der Verantwortlichen zuletzt darauf hingedeutet, dass der 35 Jahre alte
Ex-Bayern-Profi elf Tage nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel im letzten
EM-Test gegen die Türkei von Beginn auflaufen kann.

Lewandowski gibt Tipps auf der Bank

Für Österreichs Trainer Ralf Rangnick änderte sich dadurch taktisch
angeblich nichts. "Wir haben darüber gar nicht gesprochen", sagte der deutsche
Coach kurz vor dem Anpfiff bei ARD. Er wolle seinem aggressiven Spielstil trotz
des 0:1 zum Auftakt gegen Frankreich treu bleiben: "Unser bester Wellenbrecher
ist unser Gegenpressing."

Und genau so startete das Rangnick-Team auch. Die von Rekordnationalspieler
Marko Arnautovi? angeführten Österreicher griffen die Polen schon in deren
Hälfte aggressiv an und setzten auch beim Führungstreffer konsequent nach. Nach
einer Flanke des auffälligen Mainzers Phillipp Mwene köpfte der aufgerückte
Abwehrspieler Trauner den Ball in den Winkel. Lewandowski blickte auf der Bank
besorgt drein und flüsterte später dem Co-Trainer etwas ins Ohr.

Das 0:1 war für die Polen ein Weckruf. Sie konnten sich nun besser vom
Dauerdruck des Gegners befreien und kamen auch zu nennenswerten Chancen. Der
Ausgleich durch Piatek im Nachsetzen aus Nahdistanz war absolut verdient. Seinen
Treffer feierte der Angreifer mit seinem Pistolen-Jubel, den er im Trikot der
Hertha im Olympiastadion viel zu selten gezeigt hatte. Auch Lewandowski jubelte
an der Seitenlinie mit.

Lewandowski-Einwechslung sorgt für Jubel

Bei den anfangs so dominanten Österreichern war plötzlich Verunsicherung zu
spüren. Dabei stand geballte Erfahrung auf dem Rasen, mit einem
Durchschnittsalter von 28 Jahre und 217 Tage lief die laut Datenanbieter Opta
älteste Startformation in einem EM-Endrundenspiel Österreichs auf. Marcel
Sabitzer setzte am Ende der ersten Halbzeit zwar noch ein paar Akzente. Doch die
große Chance zur Führung hatte Polen durch einen Freistoß von Ersatz-Kapitän
Piotr Zielinski, den ÖFB-Torwart Patrick Pentz parierte.

Rangnick reagierte und brachte im Wolfsburger Patrick Wimmer für Florian
Grillitsch von der TSG Hoffenheim einen etwas offensiver ausgerichteten
Mittelfeldspieler. Doch im Angriff ging zunächst auf beiden Seiten wenig. Zudem
musste Torschütze Trauner in der 59. Minute verletzungsbedingt vom Platz.

Die Einwechslung von Superstar Lewandowski sorgte immerhin für Riesenjubel
bei den rund 35 000 polnischen Fans. In einer seiner ersten Aktionen kassierte
der Kapitän wegen eines Ellenbogen-Einsatzes im Luftzweikampf mit dem Freiburger
Philipp Lienhart die Gelbe Karte.

Doch es kam noch bitterer für den früheren Münchner. Nach dem erneuten
Rückstand durch Baumgartner erhöhten die Polen den Druck und suchten vor allem
mit langen Bällen ihren Topstar. Die Entscheidung für Österreich fiel nach einem
frühen Ballgewinn und einem Foul von Polens Torwart Wojciech Szczesny im
Strafraum an Sabitzer./dav/DP/ngu

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