15.05.2024 06:30:04 - dpa-AFX: ROUNDUP: 'Wirtschaftsweise' dürften Konjunkturprognose senken

BERLIN/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die "Wirtschaftsweisen" legen an diesem Mittwoch
in Berlin eine neue Konjunkturprognose vor. Erwartet wird, dass der
Sachverständigenrat die Erwartungen für dieses Jahr senkt. Wie das
"Handelsblatt" berichtete, rechnet der Sachverständigenrat damit, dass das
Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr nur um 0,2 Prozent wächst. Im vergangenen
Herbst hatten die "Wirtschaftsweisen" für 2024 noch ein Wachstum von 0,7 Prozent
prognostiziert. Die Bundesregierung rechnet nur mit einem Mini-Wachstum von 0,3
Prozent. Sie hatte unter anderem darauf verwiesen, dass die Weltwirtschaft noch
nicht wieder richtig in Schwung gekommen sei.

Auch die EU-Kommission legt an diesem Mittwoch ihre neueste
Konjunkturprognose vor. Bei ihrer Winterschätzung im Februar hatte die Brüsseler
Behörde in Sachen Wirtschaftswachstum nicht allzu positiv auf das laufende Jahr
geblickt: So senkte sie ihre EU-weite Prognose für 2024 das dritte Mal in Folge
und rechnete mit einem Wachstum von 0,9 Prozent. Zuvor war sie noch von 1,3
Prozent ausgegangen. Das Plus in der Eurozone schätzte die Behörde für dieses
Jahr auf 0,8 Prozent (vorher 1,2 Prozent).

Für Deutschland hatte die EU-Kommission ebenso ihre Prognose
heruntergeschraubt: Der größten Volkswirtschaft der Staatengemeinschaft sagte
sie ein Wachstum von 0,3 Prozent in diesem Jahr voraus, zuvor waren es 0,8
Prozent. Als Gründe dafür wurden etwa Fachkräftemangel und eine schwache
Auslandsnachfrage genannt. Ein so kleines Plus sagt die Behörde für kein anderes
Euroland für dieses Jahr voraus.

Streit über Gutachten

Die "Wirtschaftsweisen" stellen am Mittwoch auch ein Gutachten zur
Dekarbonisierung des Güterverkehrs vor - es geht darum, wie der
Schwerlastverkehr klimaneutral werden kann. Darüber gibt es aber Differenzen in
dem fünfköpfigen Sachverständigenrat - entsprechende Medienberichte wurden von
Insidern bestätigt. Vier Ratsmitglieder sprechen sich dafür aus, auf eine
Elektrifizierung des Güterverkehrs zu setzen. Eine andere Meinung hat dagegen
Veronika Grimm: Sie hält einen Fokus nur auf Elektromotoren für falsch. Auch
Technologien wie die wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle müssten weiter
gefördert werden.

Autoindustrie unterstützt Grimm

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, sagte:
"Um die Klimaneutralität im Verkehr zu realisieren, müssen die Potenziale aller
zur Verfügung stehenden Technologien ausgeschöpft werden. Batterieelektrische
Antriebe spielen dabei die entscheidende Rolle, flankiert von Wasserstoff ?
sowohl für den Einsatz in der Brennstoffzelle als auch mit Blick auf die
Herstellung von synthetischen Kraftstoffen für die Defossilisierung des
Fahrzeugbestands." Gerade im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge müsse auch der
Brennstoffzellenantrieb als Teil der Technologievielfalt mitgedacht werden.
"Grundsätzlich gilt: Es wäre ein folgenreicher Fehler, auf dem Weg in die
klimaneutrale Mobilität eine Technologie vorab politisch auszuschließen", sagte
Müller.

Nicht der erste interne Streit

Um Grimm gab es bereits vor ein paar Monaten Aufregung: Grund war, dass
Grimm ein Aufsichtsratsmandat beim Energiekonzern Siemens Energy
antrat. Die anderen vier "Wirtschaftsweisen" sahen darin einen
Interessenkonflikt und forderten Grimm auf, entweder auf das Mandat bei Siemens
Energy oder auf ihren Posten im Sachverständigenrat zu verzichten./hoe/DP/zb

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