21.05.2024 06:21:17 - dpa-AFX: Streit über ChatGPT-Stimme: Scarlett Johansson schaltet Anwälte ein

SAN FRANCISCO (dpa-AFX) - Hollywood-Star Scarlett Johansson verlangt vom
ChatGPT-Erfinder OpenAI Aufklärung darüber, weshalb eine von der Firma
präsentierte KI-Stimme ihrer eigenen sehr ähnelt. Ihre Anwälte hätten zwei
Briefe an OpenAI und Firmenchef Sam Altman geschrieben, teilte Johansson in
einer vom Sender NPR veröffentlichten Stellungnahme mit. Die jüngst bei einer
Vorführung zu hörende Stimme von ChatGPT sei ihrer so "unheimlich ähnlich"
gewesen, dass selbst ihre engsten Freunde und auch Journalisten keinen
Unterschied festgestellt hätten, betonte die Schauspielerin. OpenAI konterte,
dass die Basis für die KI-Stimme von einer anderen Schauspielerin eingesprochene
Sätze gewesen seien - und sie auch nie wie Johansson habe klingen sollen.

Der nun öffentlich gewordene Streit erklärt, warum OpenAI in der Nacht zum
Montag angekündigt hatte, die Stimme mit dem Namen "Sky" vorläufig auszumustern.
Johansson schilderte, dass Altman bereits im September vergangenen Jahres auf
sie zugekommen sei mit dem Angebot, ihre charakteristische Stimme als Basis für
die KI-Stimme von ChatGPT zu nutzen. Nach reiflicher Überlegung habe sie aber
aus persönlichen Gründen abgelehnt.

Das Angebot hat eine Vorgeschichte: Johansson hatte vor gut einem Jahrzehnt
im Film "Her" die Sprechrolle einer KI-Software übernommen, in die sich der von
Joaquin Phoenix gespielte Protagonist verliebt. Nach einer Demonstration am
Montag vergangener Woche, bei der die aufsehenerregende Fähigkeit von ChatGPT,
eine Unterhaltung zu führen, im Mittelpunkt stand, suchte Altman selbst den
Vergleich: Er schrieb auf der Online-Plattform X, die Software sei wie KI aus
Kinofilmen - und versah seine Botschaft mit dem Wort "her".

Johansson schrieb am Montag, sie sei "schockiert und wütend" gewesen, als
sie die KI-Stimme aus der OpenAI-Vorführung gehört habe. Eine Klärung der
Umstände sei wichtig. Gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft mit täuschend
echten Deepfakes konfrontiert sei, brauche es Transparenz und wirksame Gesetze,
um das Persönlichkeitsrecht des Einzelnen zu schützen. Es gehe "um den Schutz
unseres Ebenbilds, unserer eigenen Arbeit, unserer eigenen Identitäten".

"Sky" war zusammen mit vier anderen Stimmen - "Breeze", "Cove", "Ember" und
"Juniper" - bereits im September 2023 bei ChatGPT eingeführt worden. Erst mit
dem neuen KI-Modell GPT-4o soll der Chatbot aber eine wirklich fließende
Unterhaltung führen können. Die fünf Stimmen basieren auf Sätzen, die Menschen
für OpenAI eingesprochen haben. Sie seien aus mehr als 400 Bewerbungen von Film-
und Bühnenschauspielern ausgesucht worden, hieß es in einem Blogeintrag der
Firma. Ihre Namen nennt OpenAI nicht - "um ihre Privatsphäre zu schützen", wie
es zur Begründung heißt./so/DP/zb

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