05.07.2024 05:41:55 - dpa-AFX: POLITIK/Horror auf Fluchtrouten in Afrika: erzwungene Organentnahme

GENF (dpa-AFX) - Auf den Fluchtrouten aus Afrika Richtung Mittelmeer nehmen
die verheerenden Gefahren nach einem UN-Bericht zu: Manchen verzweifelten
Migranten würden unter Zwang Organe entnommen, anderen drohe Versklavung,
sexuelle Ausbeutung, Folter, Erpressung, Raub und vielen der Tod.

Im Vergleich zu dem vorherigen Bericht aus dem Jahr 2020 hätten mehr
Menschen von sexueller Gewalt, Entführung und Übergriffen krimineller Banden
berichtet. Für den Bericht wurden zwischen 2020 und 2023 rund 30 000 Menschen
befragt.

Die Autoren schätzen, dass auf den Landrouten doppelt so viele Menschen ums
Leben kommen wie bei der gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer. Auf der
zentralen Mittelmeeroute von Tunesien, Libyen oder Ägypten Richtung Italien und
Malta kamen zwischen 2014 und heute mehr als 23.500 Menschen um.

Betäubt und Nieren entnommen

In mindestens zwei Ländern würden Migranten entführt und betäubt, sagte
Vincent Cochetel vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. "Sie wachen auf und haben
eine Niere weniger", sagte er in Genf. Er geht von tausenden Fällen aus. Das
UNHCR nennt keine Länder, aber in Berichten werden Ägypten und Libyen genannt.

Nach Angaben der Organisationen treiben Konflikte, Verzweiflung und die
Folgen des Klimawandels immer mehr Menschen in Afrika in die Flucht. Viele
bleiben in Nachbarländern, aber dort wachse bei schwindenden Ressourcen auch die
ablehnende Haltung gegenüber Flüchtlingen.

Mehr Menschen auf dem Weg nach Europa

"Dies führt dazu, dass immer mehr die gefährliche Weiterreise an die
Südküste des Mittelmeers unternehmen", heißt es in dem Bericht. Genaue
Statistiken dazu gebe es nicht. Aber UNHCR hat in Tunesien 2023 mehr als dreimal
so viele Flüchtlinge registriert wie 2020.

Der Bericht stammt vom UNHCR sowie der UN-Organisation für Migration (IOM)
und der unabhängigen Organisation für Migrationsdaten, Mixed Migration Centre
(MMC).

Was getan werden muss

Die Menschen müssten entlang der Fluchtrouten besser geschützt werden,
verlangen die Organisationen. Fluchtursachen müssten besser bekämpft werden,
unter anderem durch mehr Friedensanstrengungen, mehr Armutsbekämpfung und
konkrete Maßnahmen zum Schutz vor den Folgen des Klimawandels./oe/DP/zb

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