14.05.2024 10:34:14 - dpa-AFX: ROUNDUP/Wechselkursbelastungen: Bayer vorsichtiger für 2024 - Aktie aber gefragt

LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer
wird wegen größerer Belastungen durch Wechselkurseffekte
vorsichtiger für 2024. Gleichwohl übertraf der im deutschen Leitindex Dax
notierte Konzern im ersten Quartal mit dem operativen Ergebnis
die durchschnittliche Analystenschätzung. Das lag vor allem am Agargeschäft, das
sich trotz Einbußen wegen niedrigerer Preise für glyphosathaltige
Unkrautvernichter besser hielt als gedacht. Für die Aktien ging es im frühen
Handel bei deutlichen Schwankungen zuletzt nach oben.

Basierend auf den Wechselkursen zum 31. März rechnet das Unternehmen laut
einer Mitteilung vom Dienstag für 2024 nun mit einem um Sondereffekte
bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,2 bis
10,8 Milliarden Euro. Bisher lagen das obere und das untere Ende der Spanne
jeweils 200 Millionen Euro höher. Auf Basis konstanter Wechselkurs stehen
weiterhin 10,7 bis 11,3 Milliarden Euro operatives Ergebnis im Plan.

Im ersten Quartal sank der Umsatz um 4,3 Prozent auf knapp 13,8 Milliarden
Euro, ohne Wechselkurseffekte ergibt sich ein Minus von gut einem halben
Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis fiel um 1,3 Prozent auf 4,4
Milliarden Euro. Der Gewinn unter dem Strich sank um rund 8 Prozent auf 2,0
Milliarden Euro.

Wie Analyst Jo Walton von der Schweizer Großbank UBS in einer ersten
Einschätzung schrieb, blieb die kleinste Konzernsparte Consumer Health rund um
das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten hinter den Erwartungen zurück. Der
Bereich bekam laut Bayer eine eher milde Erkältungswelle zu spüren. Das Pharma-
und das Agrargeschäft schlugen sich laut Wolton indes mit Blick auf die
operativen Gewinnmargen besser als gedacht.

Gleichwohl lag der Umsatz der Agrarsparte Crop Science unter dem des
Vorjahresquartals. Gründe sind geringere Verkaufsmengen von
Pilzbekämpfungsmitteln sowie Preisdruck bei glyphosathaltigen
Unkrautvernichtern, der durch eine Erholung der Verkaufsmenge nicht ausgeglichen
werden konnte. Das drückte auch auf den Gewinn.

In der Pharmasparte hielten sich die beiden größten Umsatzbringer - der
Blutgerinnungshemmer Xarelto und das Augenmedikament Eylea - in etwa stabil.
Einmal mehr stark wuchsen die Umsätze mit noch recht neuen Medikamenten wie dem
Krebsmittel Nubeqa und dem Nierenmedikament Kerendia für Diabetiker. Die sollen
perspektivisch auch helfen, wegen Patentabläufen nach und nach wohl fallende
Xarelto- und Eylea-Erlöse zumindest ein wenig aufzufangen. Gewinnseitig kamen
der Pharmasparte gesunkene Ausgaben für Vermarktungs- und Forschungs-Aktivitäten
zugute. Das operative Ergebnis stieg denn auch.

Der seit vergangenen Juni amtierende Bayer-Chef Bill Anderson treibt derweil den Verwaltungs- und Vertriebsumbau voran. Weniger Hierarchien im Management
sollen mittelfristig viel Geld sparen - ab 2026 jährlich zwei Milliarden Euro.
Bis zum Ende des ersten Quartals fielen laut einer Unternehmenspräsentation vom
Dienstag in diesem Zuge rund 1500 Vollzeitstellen weg. Per Ende März
beschäftigte der Konzern auf Vollzeitstellen umgerechnet noch gut 98 000
Menschen.

Einer von einigen Investoren - auch angesichts der teuren
Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA - erhofften Aufspaltung des Konzerns
hatte Anderson im März indes erst einmal eine Absage erteilt. Eine Trennung von
der Agrarsparte wäre angesichts der US-Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche
Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat und um Gesundheitsfolgen der seit
Jahrzehnten verbotenen Chemikalie PCB wohl auch kaum möglich gewesen.

Zuletzt hatte es für Bayer beim Thema PCB aber gute Nachrichten gegeben. Ein Berufungsgericht im Bundesstaat Washington hob ein Urteil aus dem Jahre 2021
auf, das drei Lehrern Schadenersatz von insgesamt 185 Millionen US-Dollar (173
Mio Euro) zugesprochen hatte. Die Entscheidung ist womöglich wegweisend, denn
der Fall ist nur der erste von mehreren wegen angeblicher Gesundheitsschäden
durch PCB-Exposition in der Schule "Sky Valley Education Center", in dem ein
Berufungsgericht eine Entscheidung getroffen hatte.

Zudem setzt Bayer beim Thema Glyphosat nun stärker auf Lobbyarbeit in der
US-Politik. Gleichzeitig erwägt das Unternehmen laut Insidern ein juristisches
Manöver. So erwäge das Unternehmen eine Strategie mit dem Namen "Texas
Two-Step", hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg im März berichtet. Bei diesem
juristischen Trick gründen Unternehmen eine Tochter, auf die sie Rechtsrisiken
übertragen. Diese würde dann als überschuldet in die Insolvenz geschickt. So
kann der Druck auf Kläger erhöht werden, Vergleichsverhandlungen zuzustimmen.
Allerdings hatten auch schon anderen Unternehmen auf diese Taktik gesetzt und
waren damit gescheitert.

Die Bayer-Aktien gewannen am Dienstagvormittag zuletzt knapp ein Prozent auf 29,63 Euro. Mitte April waren sie noch unter die Marke von 26 Euro gerutscht.
Die Aktien stehen wegen der teuren Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA
schon seit Mitte 2018 stark unter Druck, der Ende 2023 dann nochmals zugenommen
hatte. Damals war eine wichtige Medikamentenstudie gefloppt./mis/mne/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
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