17.08.2024 18:49:11 - dpa-AFX: Güterbahnen: Bei Umleitung auf Rheintalbahn droht Chaos

RASTATT/WÖRTH (dpa-AFX) - Nach Problemen im Personenverkehr während der
Sperrung der Rheintalbahn hat auch der Verband Die Güterbahnen "chaotische
Betriebsabläufe" moniert. Die seit drei Jahren geplante Umleitung von bis zu 37
Güterzügen täglich über Frankreich stocke, weil zu viele Züge aufgrund
mangelhaft koordinierter Steuerung zu überfüllten Gleisanlagen in Wörth geleitet
würden, hieß es in einer Mitteilung von Freitagabend. Ein Bahnsprecher erklärte
am Samstag, DB Cargo sei es mit Captrain (Frankreich) und SBB Cargo (Schweiz)
gelungen, alle gestauten Züge wieder ins Rollen zu bringen.

Die Rheintalbahn liegt auf einer der wichtigsten europäischen Verbindungen
im Schienengüterverkehr. Auf der Strecke werden eigentlich Güter zwischen den
Nordseehäfen, wichtigen westdeutschen Industrieregionen, der Schweiz und
Norditaliens Ballungsräumen transportiert. Erstmals gibt es für die dreiwöchige
Vollsperrung wegen Bauarbeiten seit 9. August ein Umleitungskonzept. Das hatten
die Güterbahnen vorab auch gelobt.

"Wörth muss Chefsache werden"

Nun kritisierte Geschäftsführer Peter Westenberger allerdings: "Es gibt beim Infrastrukturbetreiber DB InfraGo nach unseren Erkenntnissen keine klare
Verantwortungszuweisung zwischen Zentrale und Region für die
Betriebsabwicklung." Nachdem die ersten Tage weitgehend planmäßig verlaufen
seien, stehe das Konzept mit der allmählichen Zunahme des Bahnverkehrs zum Ende
der Sommerferien nun vor dem Scheitern. "Wörth muss Chefsache werden", forderte
Westenberger der Mitteilung zufolge.

Der Bahnsprecher erklärte, das neue Konzept einer Umleitung über das Elsass
mit einem Dieselzug-Pendelverkehr habe natürlich nicht die vollständige
Kapazität der elektrifizierten, zweigleisigen Rheintalbahn. Es biete aber eine
"dynamische Lösung, die wir ständig weiter ausarbeiten". Allein DB Cargo könne
so mehr als 220 eilige Containerzüge trotz Vollsperrung auf dieser Route fahren.
Neun europäische Güterbahnen und Infrastrukturbetreiber arbeiten dem Sprecher
zufolge bei der erstmals umgesetzten Umleitung Hand in Hand.

Probleme auch beim Schienenersatzverkehr

Während der dreiwöchigen Vollsperrung bis 30. August soll unter anderem das
südliche Ende des Tunnels in Rastatt an das Streckennetz angebunden werden.
Ferner sind nach Angaben der Deutschen Bahn Arbeiten an Weichen, Stellwerken und
Signalanlagen geplant.

Im Personenverkehr gibt es statt Umleitungen Ersatzverkehr in Form von
Bussen auf dem Abschnitt zwischen Baden-Baden und Rastatt. Hier hatten anfangs
nicht ausreichend Busse zur Verfügung gestanden. Fahrgäste monierten unter
anderem auch mangelhafte Beschilderung für die Wege zum Schienenersatzverkehr.
Die Deutsche Bahn bat die Stadt Baden-Baden um Hilfe. Feuerwehr und Deutsches
Rotes Kreuz waren im Einsatz und versorgten Wartende in der sommerlichen Hitze
mit Wasser./kre/DP/mis

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