30.06.2024 14:38:55 - dpa-AFX: Lauterbach: Mit Cannabis-Anbauvereinen machen wir Dealer arbeitslos

BERLIN (dpa-AFX) - Zum Start der Cannabis-Anbauvereine verteidigt
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Neuerung. "Mit den
Anbauvereinigungen machen wir langfristig die Dealer arbeitslos, wir verhindern
Verunreinigungen und hohe Konzentrationen von Cannabis und schützen somit die
Cannabis-Konsumenten", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".

Drei Monate nach der Cannabis-Freigabe für Erwachsene in Deutschland tritt
am Montag eine zweite Stufe in Kraft. An den Start gehen können jetzt auch
nicht-kommerzielle "Anbauvereinigungen" mit bis zu 500 Mitgliedern. Volljährige
können dort Cannabis gemeinsam anbauen und untereinander zum Eigenkonsum
abgeben. Dafür gelten viele Auflagen und Voraussetzungen. Als Erstes können die
Vereine nun eine Anbau-Erlaubnis bei den Behörden beantragen, die in den
Bundesländern jeweils dafür zuständig sind.

Lauterbach betonte, dass für Jugendliche der Konsum verboten bleibe, der
Verkauf an Minderjährige werde strenger bestraft als bisher. In den USA habe
sich gezeigt, dass der Konsum Jugendlicher nach der Legalisierung nicht
ansteige. "Flankiert mit entsprechenden Aufklärungsmaßnahmen wird es gelingen,
den Cannabis-Konsum zurückzudrängen." Lauterbach warnte: "Die Legalisierung darf
aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Droge schädlich ist."

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP),
Alexander Poitz, warnte, die Regelungen zu Gründung und Betrieb der Anbauvereine
beinhalteten "Risiken und Einfallstore für die organisierte Kriminalität".
"Diese könnte die Strukturen der Anbauvereine unterwandern und nutzen", sagte er
"Bild am Sonntag". Zudem wies er darauf hin, die Anbauvereine würden die hohe
Nachfrage nicht sofort decken können. "Der Dealer-Schwarzmarkt hat sich bereits
seit April 2024 weiter ausgebreitet."

Der CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, forderte in
der Zeitung: "Die Anbauvereinigungen müssen so streng wie möglich überwacht
werden und dürfen kein Einfallstor für Kriminelle werden, die sich Zugang zum
Schwarzmarkt verschaffen wollen."

Grundsätzlich ist Kiffen für Volljährige seit 1. April mit vielen
Beschränkungen legal. Seitdem erlaubt ist bereits Cannabis-Anbau in privaten
Wohnungen. Dort dürfen es gleichzeitig drei Pflanzen sein, aufbewahren darf man
bis zu 50 Gramm Cannabis./sku/DP/nas

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