14.07.2024 18:05:12 - dpa-AFX: ROUNDUP 6: Weltweites Entsetzen über Attentat auf Trump

(neu: weitere Details)

BUTLER/WASHINGTON (dpa-AFX) - Ein Attentat auf den republikanischen
US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat weltweit großes Entsetzen ausgelöst
und schürt mitten im Wahlkampf Ängste vor einer politischen Gewaltspirale in den
USA. Während einer Wahlkampfrede im Bundesstaat Pennsylvania wurde der
78-Jährige am Samstag bei einem Schusswaffenangriff am Ohr verletzt.

Der Schütze sei von Sicherheitskräften getötet worden, teilte der für den
Schutz des Ex-Präsidenten zuständige Secret Service mit. Bei dem Angriff sei ein
Zuschauer gestorben, zwei weitere seien verletzt worden und befänden sich in
einem kritischen Zustand. Bei den Opfern handelt es sich laut Polizei in
Pennsylvania um erwachsene Männer.

Die Bundespolizei FBI identifizierte den Schützen übereinstimmenden
Medienberichten zufolge wenig später. Es handele sich um einen 20 Jahre alten
Mann, Thomas Matthew Crooks, aus der Nähe von Pittsburgh in Pennsylvania,
berichteten CNN, die "New York Times" und andere unter Berufung auf das FBI. Die
Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Zu Erkenntnissen über das Motiv
gibt es keine Informationen. Viele Fragen sind offen.

Blutendes Ohr und erhobene Faust

Trump hatte gegen 18.00 Uhr (Ortszeit) eine Bühne in der Kleinstadt Butler
betreten, um dort vor Anhängern zu sprechen. Er hatte gerade erst begonnen, als
mehrere Schüsse zu hören waren. Menschen schrien.

Trump fasste sich daraufhin ans Ohr und duckte sich zu Boden.
Sicherheitspersonal rannte zu ihm und schirmte ihn ab. Gestützt von
Secret-Service-Agenten verließ er mit einem blutenden Ohr die Bühne. Dabei
reckte er seine Faust kämpferisch in die Luft.

Der Secret Service teilte mit, der Schütze habe von einer "erhöhten
Position" außerhalb des Veranstaltungsortes Schüsse abgegeben. Ein Augenzeuge
sagte einem TV-Sender, dass Zuschauer kurz vorher einen bewaffneten Mann gesehen
hätten, der auf dem Dach eines Hauses gelegen habe. US-Medien zufolge fanden
Ermittler ein Sturmgewehr - und später auch Sprengstoff im Auto und Haus des
getöteten Verdächtigen.

Panik im Publikum

Im Publikum brach nach dem Vorfall Panik aus. Der Veranstaltungsort wurde
evakuiert. Trump wurde medizinisch untersucht. Er sei von einer Kugel am rechten
Ohr getroffen worden, schrieb der Republikaner später auf der von ihm
mitbegründeten Plattform Truth Social. Medienberichten zufolge konnte Trump
schon kurze Zeit das Krankenhaus verlassen. Noch am Abend reiste er aus Butler
ab.

Die frühere First Lady Melania Trump bezeichnete den Täter als "Monster". Er habe die Menschlichkeit und die Leidenschaft ihres Mannes ausradieren wollen,
schrieb sie in einer auf der Plattform X veröffentlichten Stellungnahme. Sie
rief die Amerikaner darin zur Versöhnung auf. Melania Trump hatte sich zuletzt
fast nie öffentlich geäußert und ist bislang im Wahlkampf ihres Mannes so gut
wie gar nicht in Erscheinung getreten.

Versuchtes Attentat mitten im Wahlkampf

Trump tritt für die Republikaner bei der Präsidentenwahl am 5. November an
und will den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden herausfordern, der sich um
eine zweite Amtszeit bewirbt. Am Montag beginnt in Milwaukee der Parteitag der
Republikaner, bei dem Trump offiziell zum Kandidaten seiner Partei für die Wahl
gekürt werden soll. Die Republikaner wollen den Nominierungsparteitag trotz des
Vorfalls wie geplant abhalten.

Biden verurteilte den Angriff auf Trump scharf. "Ich bin dankbar zu hören,
dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht", teilte der Präsident unmittelbar
nach dem Vorfall in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Er bete für ihn und
Trumps Familie und für alle, die auf der Kundgebung gewesen seien. Diese Art von
Gewalt habe in Amerika keinen Platz.

Später trat Biden in Rehoboth Beach im Bundesstaat Delaware, wo der Demokrat eigentlich das ganze Wochenende aufhalten wollte, vor die Kameras. "Das ist
krank, das ist krank", sagte er dort zu dem Vorfall. Nach Angaben des Weißen
Haus telefonierten Biden und Trump noch am Abend miteinander. Biden brach seinen
Aufenthalt in Delaware wegen der Attacke außerdem vorzeitig ab und kehrte früher
als geplant ins Weiße Haus zurück.

Sorge vor Gewaltspirale

US-Vizepräsidentin Kamala Harris warnte nach dem Angriff vor einer
Eskalation der Gewalt in den USA. "Wir alle müssen diese abscheuliche Tat
verurteilen und unseren Teil dazu beitragen, dass sie nicht zu weiterer Gewalt
führt", mahnte die Demokratin auf X.

Etliche hochrangige Vertreter beider Parteien verurteilten den Angriff,
darunter Ex-Präsident Barack Obama, die demokratische Spitzenpolitikerin Nancy
Pelosi, der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson,
und viele mehr.

Entsetzen weltweit

Auch international wurde der Vorfall mit Bestürzung aufgenommen.
EU-Chefdiplomat Josep Borrell schrieb, er sei schockiert über die Nachricht.
"Wieder einmal erleben wir inakzeptable Gewalttaten gegen
Politiker."EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X, sie
wünsche Trump eine schnelle Genesung und spreche der Familie des unschuldigen
Todesopfers ihr Beileid aus. "Politische Gewalt hat keinen Platz in einer
Demokratie."

Bundeskanzler Olaf Scholz nannte den Anschlag auf Trump bei X
"verabscheuungswürdig." Er erklärte: "Solche Gewalttaten bedrohen die
Demokratie." Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Angriff auf X
"Tragödie für unsere Demokratien".

Auch Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigte sich erschüttert.
UN-Generalsekretär António Guterres ließ über einen Sprecher ausrichten, er
sende Trump die besten Wünsche für eine schnelle Genesung.

Stimmung in den USA aufgeheizt

In den USA ist die politische Stimmung seit Jahren aufgeheizt. Das
US-Justizministerium beklagte zu Jahresbeginn einen "zutiefst beunruhigenden
Anstieg der Drohungen" gegen Amtsträger und demokratische Institutionen im Land.
Nach der Wahl 2020 gipfelten die Verwerfungen im Land in einer gewaltsamen
Attacke auf das US-Kapitol. Damals hatte Trump seine Wahlniederlage gegen Biden
nicht akzeptiert und seine Unterstützer über Monate mit Wahlbetrugsbehauptungen
aufgehetzt./jac/DP/nas

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