25.06.2024 10:14:15 - dpa-AFX: POLITIK/Meldestellen: 2023 so viele antisemitische Vorfälle wie nie

BERLIN (dpa-AFX) - Der Bundesverband Rias hat im vergangenen Jahr 4782
antisemitische Vorfälle dokumentiert - fast 83 Prozent mehr als 2022 und so
viele wie nie zuvor. Hintergrund ist ein sprunghafter Anstieg solcher Angriffe
und Anfeindungen gegen Juden in Deutschland seit dem Terrorangriff der Hamas auf
Israel am 7. Oktober. Allein 2787 Vorfälle geschahen von da an bis zum
Jahresende, wie aus dem Jahresbericht des Bundesverbands hervorgeht.

Die Selbstverständlichkeit, dass Grundrechte auch für Jüdinnen und Juden
gelten, sei bedroht, warnte Rias-Geschäftsführer Benjamin Steinitz am Dienstag.
"In allen Lebensbereichen werden Jüdinnen und Juden angefeindet, bedroht und
angegriffen. Ein offenes jüdisches Leben ist seit dem 7. Oktober noch weniger
möglich als zuvor." Der Normalisierung von Antisemitismus müsse Einhalt geboten
werden.

Der Bundesverband Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus
unterhält ein Netzwerk von Meldestellen in elf Bundesländern, bei denen
Betroffene oder Zeugen solche Vorfälle dokumentieren lassen können. Es geht
dabei um Angriffe und Bedrohung, aber auch um Pöbeleien oder Anfeindungen, die
nicht immer strafrechtlich verfolgt werden. Die Zahlen unterscheiden sich also
von der offiziellen Kriminalitätsstatistik.

Gegen Jahresende hätten sich gewalttätige Vorfälle gehäuft, berichtete Rias. Rund zwei Drittel aller Fälle von extremer Gewalt, von Angriffen und Bedrohungen
hätten sich nach dem 7. Oktober ereignet. Rias erwähnt den versuchten
Brandanschlag zweier Unbekannter auf eine Berliner Synagoge Mitte Oktober 2023
sowie zwei Brandanschläge auf das Haus einer jüdischen Familie im Ruhrgebiet
wenige Tage später. Zugenommen hätten zudem Vernichtungsdrohungen gegen jüdische
Institutionen und Personen./vsr/DP/zb

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