12.07.2024 06:27:06 - dpa-AFX: US-Radiosender: Biden-Team bat um Kürzung von Interview

WASHINGTON (dpa-AFX) - Ein US-Radiosender gibt an, ein zu Monatsbeginn
ausgestrahltes Interview mit US-Präsident Joe Biden auf Bitten von dessen
Wahlkampfteam an zwei Stellen gekürzt zu haben. Der im US-Bundesstaat Wisconsin
angesiedelte, als links geltende Sender Civic Media veröffentlichte heute das
vollständige Interview und machte außerdem die herausgeschnittenen Passagen
kenntlich.

Das Telefon-Interview war am 3. Juli aufgezeichnet und am 4. Juli
ausgestrahlt worden. Laut Civic Media rief das Biden-Team unmittelbar nach der
Aufzeichnung an und bat um die Kürzungen. Das Produktionsteam habe diese als
"nicht substanziell" angesehen und das Interview in der Folge geschnitten
veröffentlicht.

Problematische Sprache und ein heikles Thema

An der einen, elf Sekunden langen Stelle äußert sich der Demokrat zum Anteil schwarzer Menschen in seiner Regierung und verwendet in diesem Kontext das
englische Wort "Blacks", das in den USA als problematisch angesehen wird. An der
anderen, fünf Sekunden langen Stelle geht es um die sogenannten "Central Park
Five", die 1989 zu Unrecht wegen Vergewaltigung verurteilt wurden und für die
Bidens republikanischer Herausforderer Donald Trump damals die Todesstrafe
gefordert hatte. Biden spricht in diesem Zusammenhang von einer Verurteilung
wegen Mordes, was nicht wirklich Sinn ergibt.

"Angesichts der Schwere des aktuellen politischen Moments, der Bedeutung
dieser Wahl und der Notwendigkeit der öffentlichen Kontrolle von Menschen ihn
höchsten Ämtern halten wir es für wichtig, diese Informationen zu teilen", hieß
es in der Mitteilung des Radiosenders. "Bei einem hochkarätigen Interview
erwarten die Zuhörer, dass journalistische Standards eingehalten werden. (...)
Diese Erwartungen haben wir nicht erfüllt."

Abgesprochene Fragen bei anderem Sender

Zuvor hatte bereits die Moderatorin eines Radiosenders im US-Bundesstaat
Pennsylvania ihren Posten verlassen, nachdem herausgekommen war, dass sie Biden
bei einem Interview mit dessen Wahlkampfteam abgesprochene Fragen gestellt
hatte.

Sowohl bei Pennsylvania als auch bei Wisconsin handelt es sich um "Swing
States", die weder den Demokraten noch den Republikanern fest zugerechnet werden
können. Der Wahlkampf in diesen Bundesstaaten ist besonders intensiv, weil es
bei der Präsidentenwahl im November letztlich auf die Stimmen der dort lebenden
Menschen ankommt.

Biden kämpft seit nun fast zwei Wochen um seine Kandidatur. Täglich kommen
neue Zweifler hinzu, die sich nach dem verpatzten TV-Duell gegen Trump fragen,
ob der 81-Jährige noch die nötige geistige Fitness für eine zweite Amtszeit
besitzt./gei/DP/stk

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