03.07.2024 10:58:41 - dpa-AFX: EM 2024/Turnier als Spieler-Börse: Yamal und Williams hoch im Kurs

BERLIN (dpa-AFX) - Als Verbots-Bundestrainer hat sich Julian Nagelsmann
während der EM nicht wirklich hervorgetan - doch in dieser einen Sache hält er
die Nationalspieler an der kurzen Leine. Es gebe "klare Regeln", wer das
Teamquartier in Herzogenaurach betreten dürfe und wer nicht, und "zu denjenigen,
die es nicht betreten dürfen, gehören auch die Berater", stellte der 36-Jährige
klar.

Natürlich weiß Nagelsmann, dass so ein großes Turnier auch ohne
Beraterbesuch eine riesige Spieler-Börse ist. "Dafür steht zu viel auf dem
Spiel, was Transfers angeht für alle Beteiligten", sagte er, "als dass das dann
ruhen würde". Das betrifft aber nicht nur deutsche Spieler wie Jonathan Tah,
Waldemar Anton, Joshua Kimmich und Niclas Füllkrug.

Rund um die Öffnung des Transferfensters am vergangenen Montag gibt es
während der EM reichlich Transfer-Spekulationen. Verträge werden ausgehandelt,
Wechsel eingefädelt, um Ablösen gefeilscht. Einige namhafte Profis wie der
Portugiese Pepe und der Franzose Adrien Rabiot sind seit dem 1. Juli offiziell
vertragslos, sie spielen bei der EM ganz besonders um ihre persönliche Zukunft.

Wie teuer sind Williams und Yamal?

Einer, der bei dieser Europameisterschaft seinen Marktwert besonders
steigern konnte, ist Nico Williams. Der Linksaußen von Deutschlands
Viertelfinalgegner Spanien wäre in diesem Sommer sogar ablösefrei und hätte sich
einen europäischen Spitzenclub vermutlich frei aussuchen können, hätte er im
vergangenen Winter seinen auslaufenden Vertrag bei Athletic Bilbao nicht bis
2027 verlängert.

Die gute Nachricht für alle interessierten Vereine: Im Vertrag ist eine
Ausstiegsklausel in Höhe von rund 60 Millionen Euro verankert. Nach Angaben von
"Sport" sei der FC Barcelona mit Trainer Hansi Flick "ganz verrückt" danach, den
21-Jährigen unter Vertrag zu nehmen.

Um seinen kongenialen Partner im spanischen Nationalteam zu kaufen, müssen
Interessente schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Laut "Mundo Deportivo"
hat der FC Barcelona ein 250-Millionen-Euro-Angebot von Paris Saint-Germain für
Jungstar Lamine Yamal abgelehnt. Der Flügelstürmer, der einen Tag vor dem
EM-Finale seinen 17. Geburtstag feiert, gilt als kommender Weltstar im Fußball
und drückt auch schon dieser EM seinen Stempel auf.

Leverkusen winkt bei Calafiori ab

Der beste Spieler der EM-Vorrunde war für Christoph Kramer aber ein anderer: der Italiener Riccardo Calafiori. "Wenn ich ein Topverein wäre, würde ich alles
Geld, was ich habe, für den ausgeben", sagte der ZDF-Experte: "In allem, was er
macht, ist er super." Das ist auch den Topclubs nicht verborgen geblieben, vor
allem Real Madrid soll starkes Interesse an dem Innenverteidiger haben.

Auf die Frage von ZDF-Moderator, ob Kramers eigener Club Borussia
Mönchengladbach Verwendung für den 22-Jährigen vom FC Bologna hätte, antworte
Kramer: Er wisse nicht, "ob wir das nötige Kleingeld haben". Die kolportierte
Ablöse von rund 40 Millionen hat laut "Kicker" auch schon den deutschen Meister
Bayer Leverkusen abgeschreckt.

Von EM-Neuling Georgien haben bis zum Achtelfinal-Aus gegen Spanien auch
einige Profis das Interesse zahlreicher Vereine auf sich gezogen. Allen voran
Chwischa Kwaratschelia, den Paris Saint-Germain angeblich für 120 Millionen Euro
holen will. Das Problem: Die SSC Neapel will den 23-Jährigen partout nicht
abgeben.

Neapel wehrt sich: "Ende der Geschichte"

Der Club sah sich während der EM sogar dazu veranlasst, ein Statement via
Kurznachrichtendienst X zu verschicken: "Kwaratschelia ist nicht auf dem Markt.
Es sind nicht die Agenten oder Väter, die die Zukunft eines Spielers mit Vertrag
bei der SSC Neapel entscheiden, sondern der Verein Neapel!!! Ende der
Geschichte."

Anders sieht es bei Teamkollege Giorgi Mamardashvili (23) aus. Der bei der
EM überragende Torhüter darf den FC Valencia Medienberichten zufolge für rund 35
Millionen Euro verlassen, zum FC Bayern will Mamardashvili aber wegen Manuel
Neuer (noch) nicht wechseln: "Noch hat der FC Bayern den besten Torwart der
Welt. Daher ist es aktuell nicht möglich, dorthin zu wechseln."

Hat sich Völler verplappert?

Perfekt gemacht werden die meisten Deals aber erst nach Turnierende. Dann
ist auch mit einer Entscheidung über den möglichen Wechsel des deutschen
Abwehrspielers Anton vom VfB Stuttgart zu rechnen. "Er hat sich letztendlich
dann für Dortmund entschieden", hatte DFB-Sportdirektor Rudi Völler bei einer
Pressekonferenz kürzlich ausgeplaudert - und damit ein Transfer-Geheimnis
gelüftet? Mitnichten, stellte er später klar. Er habe nur den aktuellen Stand in
den Medien wiedergegeben. "Ich wollte hier nichts verkünden, mal gucken, ob ich
recht habe oder nicht", sagte Völler schmunzelnd./jso/DP/nas

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