07.07.2024 14:56:24 - dpa-AFX: EM 2024/Das Zeugnis der DFB-Spieler: Zukunfts-Trumpf 'Wusiala'

HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der größte Trumpf der Fußball-Nationalmannschaft
mit dem neuen Fixpunkt Weltmeisterschaft 2026 heißt "Wusiala". Die Jungstars
Jamal Musiala und Florian Wirtz gehören zu den größten Gewinnern im Kader bei
der Heim-EM. Julian Nagelsmann setzte in den fünf Partien bis zum
Viertelfinal-Aus gegen Spanien 23 Akteure ein.

Robin Koch blieb - ebenso wie die Ersatztorhüter Marc-André ter Stegen und
Oliver Baumann - als einziger Feldspieler ohne Einsatzminute. Der Bundestrainer
sprach in seinem Turnierfazit am Wochenende von einem guten personellen Stock
für die Zukunft.

Das EM-Zeugnis der DFB-Kicker nach den verschiedenen Rollenprofilen:

Die Stammkräfte

Jamal Musiala: Der Beste im deutschen Team. Drei Tore, immer eine Augenweide am Ball, bejubelt von den Fans. Der Bayern-Profi war auf dem Weg zum möglichen
Topstar des Turniers. Die Spanier bremsten ihn aus, notfalls auch mal mit
Ringkampf-Einlagen.

Florian Wirtz: Der 21-Jährige schoss das erste deutsche Turniertor beim 5:1
gegen Schottland - und auch das Letzte im Viertelfinale. Der Leverkusener
Wirbelwind hing kurzzeitig etwas durch. Gegen Spanien der Game-Changer nach der
Einwechslung.

Joshua Kimmich: Nagelsmann wollte ihn als Rechtsverteidiger. Kimmich
absolvierte die kompletten 480 Turnierminuten. Ein Aktivposten. Seine beste
Leistung bot der 29-Jährige gegen Spanien, unter anderem auch mit der
Kopfballablage auf Torschütze Wirtz.

Antonio Rüdiger: Der Abwehrchef und emotionale Leader. Der 31-Jährige von
Real Madrid spielte sein bestes Turnier. Feierte teilweise Abwehraktionen wie
Stürmer ihr Tore. Eigentor gegen Schottland. Und Spaniens Merino erlaubte er den
Kopfball-K.o. zum 1:2.

Ilkay Gündogan: Der 33-Jährige ging von Skepsis begleitet in sein erstes
Turnier als Kapitän. Die räumte er aber gegen Schottland und besonders beim 2:0
gegen Ungarn schnell aus. Der leise Anführer war mit seiner Erfahrung ein guter
Organisator der Offensive.

Manuel Neuer: Deutschlands Rekordtorhüter startete begleitet von
berechtigten Zweifeln in sein achtes Turnier als Nummer eins. War im Ernstfall
dann ein Rückhalt. Mehrere wichtige Paraden, vier unverschuldete Gegentore.
Trotzdem dürfte jetzt ter Stegens Zeit kommen.

Jonathan Tah: Der Spätentwickler bestritt im reifen Alter von 28 Jahren mit
dem Leverkusener Meisterschub seine ersten Turnierspiele. Er hat sich den
Stammplatz neben Rüdiger hart erarbeitet. Im Achtelfinale gegen Dänemark musste
er gesperrt zusehen.

Toni Kroos: Der Königliche. Sein DFB-Comeback war ein Schlüssel in
Nagelsmanns Rollenspielen. Startete als fehlerfreie Passmaschine in die EM,
konnte das Niveau danach nicht halten. 120 Minuten gegen Spanien waren zu viel.
Ab sofort im Fußball-Ruhestand.

Robert Andrich: Der Mann fürs Grobe im Mittelfeld. Der Leverkusener war die
passende Ergänzung zu Stratege Kroos. Seine Körperlichkeit und Zweikampfstärke
waren wertvoll. Fiel auch mit besonderen Haarfärbungen auf.

Kai Havertz: Vom Elfmeterpunkt verwandelte er zweimal cool. Aber sonst: Der
Arsenal-Profi ließ zu viele Chancen liegen, gerade auch gegen Spanien. Als
spielender Neuner passt er zu Musiala oder Wirtz. Die Erfolgsquote im Abschluss
muss er aber dringend verbessern.

Maximilian Mittelstädt: Nagelsmanns Überraschungslösung auf der
Problemposition links hinten startete gut ins Turnier. Der Stuttgarter
schwächelte dann, kam aber gegen Spanien nochmal als Einwechselspieler zurück.
Hat sich nach acht Länderspielen etabliert.

Die Herausforderer

Niclas Füllkrug: Der Top-Joker und Fan-Liebling. Der Mittelstürmer mit der
markanten Zahnlücke ist schon als Typ ein Gewinn. Sein zweites Turniertor gegen
die Schweiz führte zu einer Gefühlsexplosion. Gegen Spanien ohne Abschlussglück,
Pfostentreffer statt rein.

Nico Schlotterbeck: Gegen die Schweiz bekam der Dortmunder 30
Rhythmus-Minuten. Als er dann den gesperrten Tah im Achtelfinale gegen Dänemark
ersetzen muss, machte er einen tollen Job im Abwehrzentrum. Pech: Sein
Kopfballtor kassierte der VAR.

David Raum: Als Mittelstädt nachließ und seine Flankenstärke wichtig wurde,
war der Leipziger zur Stelle. Seine Vorlage verwertet Füllkrug gegen die Schweiz
zum 1:1. Danach im Team, aber gegen Spaniens Jungstar Jamine Yamal sah er vorm
0:1 nicht gut aus.

Emre Can: Nachnominiert für den jungen Münchner Aleksandar Pavlovic und dann viermal auf dem Platz. Mit dem Joker-Tor gegen Schottland ging es für den
BVB-Kapitän super los. Nagelsmanns Plan mit ihm in der Startelf gegen Spanien
aber ging nicht auf.

Pascal Groß: Der Mann aus Brighton war der Back-up für Kroos. Kam am Ende
nur auf 45 Einsatzminuten im EM-Eröffnungsspiel, als Andrich gelb-vorbelastet
war. Der 33-Jährige hatte sich beim Turnierdebüt mehr erwartet. Kroos hört auf.
Ab sofort mehr Groß?

Waldemar Anton: Der Stuttgarter Abwehrchef musste lange auf sein
Turnierdebüt warten. Drei Minuten gegen Dänemark, immerhin 30 in der
Verlängerung gegen Spanien. Er wird aber im September zur Nations League
wiederkommen.

Thomas Müller: Auf dem Platz war der Turnierveteran nur noch eine Randfigur. 17 Minuten gegen Schottland, 41 gegen Spanien. Auch bei der vierten EM-Teilnahme
torlos. Nach 131 Länderspielen rechnet er selbst mit dem Ende im Nationaltrikot.

Leroy Sané: Auf seinen Turniermoment warteten die Fans vergebens. Und
Nagelsmann hoffte vergebens auf den Münchner, der nicht fit ins Turnier ging und
dessen Startelf-Nominierungen gegen Dänemark und Spanien erfolglos verpufften.

Die Minuten-Männer

Der Stuttgarter Flügelstürmer Chris Führich hätte sich mehr erhofft als 19
Minuten gegen Ungarn, ebenso Vereinskollege Deniz Undav mit sieben Minuten im
selben Spiel. Auch Hoffenheims Youngster Maximilian Beier und Benjamin Henrichs
kamen nur einmal rein. Nagelsmann lobte die Bankdrücker dennoch: "Sie haben die
Gruppe auch getragen."/kbe/DP/he

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