26.06.2024 15:16:45 - dpa-AFX: WDH 2/VERMISCHTES/Studie: Vulkanausbrüche auf Island könnten Jahrzehnte dauern

(Im letzten Satz des 3. Absatzes muss es richtig heißen: "aktiv")

REYKJAVIK (dpa-AFX) - Die jüngsten Vulkanausbrüche auf Island könnten
Forschenden zufolge noch Jahrzehnte dauern. Die am dichtesten besiedelte Region
des Landes sowie die lebenswichtige Infrastruktur ist dadurch möglicherweise
noch lange bedroht, wie aus einer Studie internationaler Forschender hervorgeht,
die am Mittwoch im Fachblatt "Terra Nova" veröffentlicht wurde.

Im Jahr 2021 begann die Ausbruchsserie auf der Reykjanes-Halbinsel im
Südwesten der Insel, nur rund 55 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavik.
Allein seit Dezember vergangenen Jahres kam es zu fünf größeren
Vulkanausbrüchen. Dabei strömte Lava aus länglichen Rissen in der Erde hervor,
weshalb man diese Art von Ausbrüchen auch als Spalteneruption bezeichnet. Einige
Häuser wurden dabei von Lava erfasst.

In der betroffenen Region lebt ein Großteil der Bevölkerung der
Nordatlantik-Insel. Zudem liegen dort der einzige internationale Flughafen und
mehrere geothermische Kraftwerke, die Warmwasser und Strom für das Land liefern.
Zuletzt sei die Halbinsel vor knapp 800 Jahren vulkanisch aktiv gewesen, heißt
es in der Studie.

Für ihre Untersuchung haben die Forschenden Erdbebendaten der vergangenen
drei Jahre ausgewertet und Lava-Proben von mehreren Orten genommen. Sie
verglichen das flüssige Gestein, das an verschiedenen Orten aus der Erde
strömte, in Bezug auf die chemischen und physikalischen Eigenschaften. So
wollten sie darauf schließen, ob es von der gleichen Magma-Kammer im Untergrund
stammt oder von verschiedenen Kammern.

Tatsächlich handelt es sich den Untersuchungen zufolge um Magma mit
ähnlichen petrografischen Eigenschaften. Das lasse auf ein zusammenhängendes
unterirdisches Magma-System schließen, schreiben die Forschenden. Zusammen mit
den seismischen Daten kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um eine moderat
große Magma-Ansammlung in einer Tiefe von etwa neun bis elf Kilometern handelt,
die sich über eine Breite von zehn Kilometern erstreckt. Herausgebildet habe sie
sich zwischen den Jahren 2002 und 2020.

Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass die aktuelle Ausbruchsserie
der Beginn einer langen Episode sein könnte. Aber wie lange die Serie wirklich
dauere, könnten sie nicht vorhersagen. "Die Natur ist nie regelmäßig", sagte
Co-Autor Ilya Bindeman, Vulkanologe und Professor für Geowissenschaften an der
Universität von Oregon in den USA. "Wir wissen nicht, wie lange und wie häufig
sie in den nächsten zehn oder gar hundert Jahren anhalten wird. Es wird sich ein
Muster herausbilden, aber die Natur weist immer Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten
auf."

Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, also der tektonischen
Plattengrenze, an der sich die nordamerikanische und die eurasische Platte
auseinanderschieben. In Island kommt es deswegen häufig zu Vulkanausbrüchen,
doch dauern die Ausbrüche der zentraler gelegenen Vulkane meist nur wenige Tage
oder Wochen, so wie im Jahr 2010 der Ausbruch des Vulkangletschers
Eyjafjallajökull. Die Spalteneruptionen hingegen können viel länger
dauern./mee/DP/jha

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