04.07.2024 10:52:41 - dpa-AFX: BDI baut auf Verhandlungen über Strafzölle auf E-Autos

BERLIN (dpa-AFX) - Die BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner setzt auf
weitere Verhandlungen zwischen der EU und China über den Import von chinesischen
Elektroautos. Verhandlungen seien in der Frage "gut, hilfreich, notwendig und
wichtig", sagte sie im Deutschlandfunk. Als defensive Instrumente stärkten die
angekündigten vorläufigen Strafzölle die Verhandlungsposition der EU.

"Es geht darum, dass wir darauf achten, dass marktverzerrende Auswirkungen
staatlicher Industriepolitik minimiert werden und damit unfaire Handelspraktiken
nicht zur Geltung kommen", erläuterte Gönner. "Auf der anderen Seite ist es aber
so, dass man sich natürlich wünscht, dass es nicht zu Handelskriegen kommt." In
der Wirtschaft bestehe ein großes Interesse daran, weltweit möglichst wenig
Zölle zu haben, sagte sie zur Position des Bundesverbands der Deutschen
Industrie (BDI).

"Fakt ist, dass China ein großes Interesse am europäischen Markt hat"

Es wird erwartet, dass die EU-Kommission die vorläufigen Strafzölle zu
Freitag einführt. Sie sind das Ergebnis einer Untersuchung der EU-Kommission.
Diese ergab, dass die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos in China
stark subventioniert wird und durch die Einfuhren chinesischer E-Autos eine klar
voraussehbare und unmittelbar bevorstehende Schädigung der Industrie in der EU
droht.

In Deutschland sorgt das Vorgehen der EU-Kommission für Sorgen, weil
Vergeltungsmaßnahmen befürchtet werden, die vor allem deutsche Autohersteller
treffen könnten. "Fakt ist allerdings, dass China ein großes Interesse am
europäischen Markt hat", sagte Gönner. Die verschiedenen Interessen müssten nun
in Verhandlungen abgewogen werden.

Gönner setzt auf fairen Wettbewerb

Als Exportnation habe Deutschland ein Interesse daran, dass der Welthandel
funktioniere. "Dazu gehören möglichst wenig Zölle - dazu gehört aber auch
möglichst fairer Wettbewerb. Und zum Schluss geht es um eine Ausbalancierung des
Ganzen zwischen den unterschiedlichen Blöcken und an der Stelle zwischen China
und der EU", betonte Gönner.

China ist der größte Automarkt der Welt und war laut Verband der
Automobilindustrie (VDA) im Jahr 2023 für Autos aus Deutschland der drittgrößte
Exportmarkt - nach den USA und dem Vereinigten Königreich. Die endgültige
Einführung der Strafzölle soll nach dem Willen der EU-Kommission innerhalb von
vier Monaten erfolgen, wenn China nicht noch überraschende Zugeständnisse macht.
Bis dahin müssen die Zölle noch nicht gezahlt werden, sondern nur
Sicherheitsleistungen für sie hinterlegt werden./rgr/DP/jha

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