08.07.2024 09:14:51 - dpa-AFX: ROUNDUP: Seit einem Jahr knackt jeder Monat die 1,5-Grad-Marke

BONN/LONDON (dpa-AFX) - Die globale Temperatur hat im Juni den zwölften
Monat in Folge die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens erreicht oder
überschritten. Der Juni 2024 lag 1,5 Grad Celsius über dem geschätzten
Juni-Durchschnitt für 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, wie
der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitteilt. Im Gesamtzeitraum von Juli 2023
bis Juni 2024 überschritt die globale Temperatur den Copernicus-Daten zufolge im
Schnitt die vorindustrielle Temperatur um 1,64 Grad.

Im Pariser Klimaschutzabkommen hatten sich Deutschland und viele andere
Staaten Ende 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu
halten, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu
begrenzen. Dabei geht es allerdings um die Durchschnittstemperatur über längere
Zeiträume, nicht einzelne Monate oder Jahre. Eine formell vereinbarte
Definition, was eigentlich genau als Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels gewertet
wird, gibt es bisher nicht. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die
1,5-Grad-Schwelle ohnehin längst nicht mehr zu halten ist.

Zudem war der vergangene Monat weltweit wärmste Juni seit Beginn der
Datenaufzeichnungen. Damit ist seit nunmehr 13 Monaten jeder einzelne Monat der
weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Eine solche Rekordserie sei "zwar
ungewöhnlich, aber eine ähnliche Serie an monatlichen globalen
Temperaturrekorden gab es bereits in den Jahren 2015/2016", teilte Copernicus
mit.

Die durchschnittliche Oberflächen-Lufttemperatur im Juni betrug demnach
16,66 Grad. Damit lag sie 0,67 Grad über dem Juni-Durchschnitt von 1991 bis 2020
und 0,14 Grad über dem bisherigen Höchstwert vom Juni 2023.

Europa: Vor allem im Südosten warm

In Europa überschritt die Durchschnittstemperatur im Juni 2024 den mittleren Wert für die Juni-Monate von 1991 bis 2020 um 1,57 Grad. Damit sei es der
zweitwärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa gewesen, hieß es.
Besonders heiß war es demnach im Südosten des Kontinents und in der Türkei,
während die Temperaturen in Westeuropa, Island und Nordwestrussland nahe am oder
unter dem Durchschnitt lagen.

In Island, Mitteleuropa und großen Teilen Südwesteuropas sei der Juni
feuchter gewesen als der Durchschnitt, heißt es weiter, "wobei starke
Niederschläge zu Überschwemmungen in mehreren Regionen Deutschlands, Italiens,
Frankreichs und der Schweiz führten". Außerhalb Europas waren die Temperaturen
im östlichen Kanada, im Westen der USA und in Mexiko, Brasilien, Nordsibirien,
im Nahen Osten, Nordafrika und in der westlichen Antarktis überdurchschnittlich
hoch.

An der Meeresoberfläche erreichte die durchschnittliche Temperatur im Juni
den 15. Monat in Folge einen Rekordwert für den entsprechenden Monat des Jahres.
Sie betrug im Juni 20,85 Grad - der Wert bezieht sich auf die Temperaturen
zwischen den beiden 60. Breitengraden. Dies entspricht auf der Nordhalbkugel der
Breite von Sankt Petersburg, auf der Südhalbkugel verläuft dieser Breitengrad
südlich von Feuerland.

Weitere Rekorde durch Klimaerwärmung

"Dies ist mehr als nur eine statistische Kuriosität, sondern verdeutlicht
einen großen und anhaltenden Klimawandel", erklärte Copernicus-Direktor Carlo
Buontempo. "Selbst wenn diese besondere Serie von Extremen irgendwann endet,
werden wir zwangsläufig neue Rekorde erleben, wenn sich das Klima weiter
erwärmt. Dies ist unvermeidlich, wenn wir nicht aufhören, Treibhausgase in die
Atmosphäre und die Ozeane zu leiten."

Zu den Temperaturrekorden könnte unter anderem das natürliche Wetterphänomen El Niño beigetragen haben. Es sorgt alle paar Jahre für einen Anstieg der
Wassertemperaturen in Teilen des Pazifiks und höhere Lufttemperaturen.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht
regelmäßig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu
Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in
die Milliarden Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und
Wetterstationen auf der ganzen Welt einfließen. Die genutzten Daten gehen zurück
bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar./jgl/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH