12.07.2024 12:18:17 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Japankäfer-Kolonie in Schweiz erhöht Gefahr für Deutschland

BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX) - Nach neuen Funden des gefräßigen Japankäfers in der
Schweiz nahe der Grenze - darunter eine größere Kolonie - ist die deutsche Seite
in Alarmbereitschaft. "Durch die neuen Käferfunde in der Grenzstadt hat sich die
Bedrohungslage für Baden-Württemberg und für Deutschland verschärft", teilte
Bernhard Schäfer mit, der am Julius Kühn-Institut in Braunschweig, dem
Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, das zuständige Fachinstitut für
Pflanzengesundheitsfragen leitet. Der Käfer könne leicht und unbeabsichtigt
überall nach Deutschland eingeschleppt werden, etwa als "Blinder Passagier" an
Fahrzeugen oder mit Pflanzen und Pflanzenteilen wie einem Blumenstrauß.

Natürliche Gegenspieler fehlen

Der aus Asien stammende Japankäfer (Popillia japonica) ist in der
Europäischen Union als Schädling eingestuft, der besonders starke Schäden
verursachen kann. Die Tiere fallen über Obstplantagen, Weinberge, Wälder,
Grünanlagen und Gärten her und fressen bei mehr als 300 Pflanzenarten alles
kahl. Natürliche Feinde hierzulande gibt es keine.

Dem Obst- und Pflanzenbau, aber auch Forst und Hausgärten drohen nach
Einschätzung von Fachleuten massive Schäden bei einer Invasion. An Bäumen
blieben oft nur die Gerippe der Blätter zurück. Große Schäden können demnach
auch die Larven auf Wiesen und Rasenflächen anrichten: Sie fressen Graswurzeln
und hinterlassen braune Flächen mit abgestorbenen Pflanzen.

Pufferzone reicht bis nach Deutschland

Funde müssen in der EU und der Schweiz gemeldet werden. "Bislang waren auf
Schweizer Gebiet im Dreiländereck lediglich einzelne Käfer aufgetaucht",
erklärte das JKI. Nun sei das Schadinsekt an zwei weiteren Stellen gefunden
worden, wobei es sich in einem Fall um eine größere Kolonie handele. Rund einen
Kilometer um die Fundorte sei eine sogenannte Befallszone gekennzeichnet worden.
"Im Umkreis von weiteren fünf Kilometern gibt es eine Pufferzone", hieß es.
"Damit fallen auch Teile der deutschen Gemeinden Grenzach-Wyhlen und Weil am
Rhein im Landkreis Lörrach in das Beobachtungsgebiet."

Aus der Pufferzone darf beispielsweise Grüngut nur dann herausgebracht
werden, wenn sichergestellt ist, dass damit keine Käfer transportiert werden,
hatte das in Baden-Württemberg zuständige Landwirtschaftliche Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe vor kurzem mitgeteilt.

Käferfunde einfrieren

Um eine Ansiedlung in Deutschland zu verhindern, sollen Menschen verdächtige Käferfunde dem zuständigen Pflanzenschutzdienst im jeweiligen Bundesland melden.
Diese Mithilfe sei von großer Bedeutung, um Schäden in Deutschland vorzubeugen,
betonte Schäfer. Das LTZ bittet die Bevölkerung, Käfer, auf die die Merkmale des
Japankäfers zutreffen, zu fangen, einzufrieren und zu fotografieren. Das Foto
soll mit Angabe des Fundortes per E-Mail an Pflanzengesundheit-kaefer@ltz.bwl.de
geschickt werden. Fachleute bewerten es dann.

Der Japankäfer ist nur etwa einen Zentimeter groß, hat einen metallisch
glänzenden grünen Kopf und braune Flügel. Auffallend sind fünf weiße Haarbüschel
an jeder Hinterleibseite und zwei weiße Haarbüschel am Ende des Hinterleibs.
Verwechselt wird der Japankäfer oft mit dem Gartenlaubkäfer oder dem größeren
Rosenkäfer - heimischen Arten, die den Experten zufolge aber keine nennenswerten
Schäden verursachen./kre/skf/DP/men

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