09.07.2024 05:47:00 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Nach Tod von Kamerafrau - Prozess gegen Alec Baldwin beginnt

SANTA FE (dpa-AFX) - Knapp drei Jahre nach dem Tod einer Kamerafrau durch
einen Schuss-Vorfall am Film-Set des Westerns "Rust" muss sich Hollywood-Star
Alec Baldwin (66) wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Zum
Auftakt des schlagzeilenträchtigen Prozesses in Santa Fe im US-Bundesstaat New
Mexico soll am Dienstag (Ortszeit) die Jury ausgewählt werden. Am Ende müssen
zwölf Geschworene ein Urteil fällen. Bei einem Schuldspruch drohen Baldwin bis
zu 18 Monate Haft.

Das tödliche Drama auf der Bonanza Creek Ranch, einem beliebten
Western-Drehort in New Mexico, hatte Hollywood aufgerüttelt. Am 21. Oktober 2021
zückte Hauptdarsteller Baldwin in Westernkluft bei Proben einen Revolver. Doch
statt harmloser Patronen löste sich scharfe Munition. Die Kugel durchbohrte
Kamerafrau Halyna Hutchins (42) und traf dann den hinter ihr stehenden Regisseur
Joel Souza an der Schulter. Die Mutter eines damals neunjährigen Sohnes starb
kurz danach, Souza kam mit leichteren Verletzungen davon. Es ist unklar, wie die
scharfe Munition ans Set gelangte.

Baldwins Anwälte punkten vor Prozessbeginn

Baldwin war schon am Montag zu einer Anhörung mit seinen Anwälten vor
Gericht erschienen - im dunklen Anzug mit Krawatte. Bei dem Termin lieferten
sich Verteidigung und Anklage vor der Richterin bis zuletzt einen Schlagabtausch
um Anträge, welche Beweismittel und Zeugen bei dem Prozess zugelassen werden.
Dabei punkteten die Verteidiger mit ihrer Forderung, dass nur Baldwins Rolle als
Schauspieler in dem Verfahren relevant ist. Die Staatsanwaltschaft dagegen
wollte Baldwins weitere Funktion als Mit-Produzent des Westerns vorbringen, mit
dem Argument, er habe in dieser Aufgabe Sicherheitsauflagen missachtet, Druck
auf Filmschaffende am Set ausgeübt und sie damit in Gefahr gebracht.

Bei der Anhörung ging es etwa auch um die Frage, ob die Geschworenen Videos
zu sehen bekommen, auf denen Baldwin am Set mit Waffen hantiert. Die Anklage
möchte damit unter anderem zeigen, dass der Schauspieler leichtsinnig agierte.
Die zuständige Richterin entschied in diesem Punkt zugunsten der
Staatsanwaltschaft.

Verfahren per Livestream zu sehen

Für den Prozess hat Richterin Mary Marlowe Sommer knapp zwei Wochen
angesetzt. Im Gerichtssaal sind Kameras zugelassen - per Livestream wird das
Verfahren in alle Welt verbreitet. Im Zeugenstand werden unter anderem
Filmschaffende, Ermittler und Waffenexperten erwartet.

Baldwin hatte in Interviews beteuert, dass er den Abzug der Waffe nicht
betätigt habe. Bei der Anklage im Januar plädierte der Schauspieler und
Produzent auf "nicht schuldig". Einem Gutachten von Schusswaffenexperten zufolge
muss der Abzug aber betätigt worden sein.

In einem separaten Prozess war die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed,
die am Set von "Rust" für Waffensicherheit zuständig war, wegen fahrlässiger
Tötung schuldig gesprochen worden. Sie hatte die Waffe, die scharfe Munition
enthielt, geladen. Im April wurde sie zur Höchststrafe von 18 Monaten Haft
verurteilt.

Schon im ersten Strafprozess fiel ständig Baldwins Name - als
Hauptdarsteller und Produzent des Low-Budget-Westerns machte die Anklage ihn und
andere Mitwirkende für mangelnde Sicherheit am Set verantwortlich. Die
Produzenten hätten sich über Vorsichtsmaßnahmen hinweggesetzt, um schnelles Geld
zu machen, hieß es./mub/DP/zb

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