09.07.2024 05:46:52 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Sonnencreme-Mythen im Check: Was stimmt wirklich?

BERLIN (dpa-AFX) - Sommer, Sonne, Strand: Die heißen Tage locken ins Freie.
Und wie jedes Jahr haben dann Mythen über Sonnencreme Konjunktur. Hilft ein
hoher Lichtschutzfaktor wirklich mehr? Trägt eine vegane Ernährung zum Schutz
der Haut bei? Verlängert Nachcremen den Sonnenschutz? Dieser Faktencheck zeigt,
was stimmt.

Behauptung

Nachcremen verlängert den Sonnenschutz.

Bewertung

Falsch.

Fakten

Das Bundesamt für Strahlenschutz rät, die Sonnencreme 20 bis 30 Minuten vor
dem Aufenthalt in der Sonne aufzutragen. Um die Schutzwirkung der Sonnencreme
aufrechtzuerhalten, sei regelmäßiges Nachcremen wichtig: "Mindestens alle zwei
Stunden und vor allem nach dem Baden und dem Abtrocknen". Voraussetzung ist,
dass der Sonnenschutz überhaupt so lange anhält.

Denn das Nachcremen könne die Schutzzeit in der Sonne nicht verlängern,
erklärt Dermatologe Christoph Liebich aus München. "Wenn ich jetzt zum Beispiel
einen Zehner-Schutzfaktor auftrage und eine Eigenschutzzeit von zehn Minuten
habe, ist es nach 100 Minuten vorbei. Dann nützt es auch nichts mehr, wenn ich
den Zehner oder sogar den Fünfziger nachschmiere." Die Strahlung hat dann
bereits die Haut durchdrungen und die Schutzzeit ist erschöpft. Trotzdem ist das
Nachcremen in den angegebenen Fällen sinnvoll, um den vorhandenen Schutz zu
erhalten.

Nötig ist es, von Anfang an genug Sonnencreme aufzutragen: Laut Bundesamt
für Strahlenschutz gilt der Lichtschutzfaktor bei einer Menge von zwei
Milligramm pro Quadratzentimeter Haut. Das entspreche bei einem Erwachsenen etwa
vier gehäuften Esslöffeln für den ganzen Körper.

Behauptung

Eine Tagescreme ist als leichter Sonnenschutz ausreichend.

Bewertung

In einigen Fällen richtig.

Fakten

Für den Sonnenschutz durch eine Tagescreme ist es essenziell, dass sie
überhaupt einen UV-Filter beinhaltet. Wenn diese Vorgabe nicht erfüllt sei, gäbe
es natürlich keinen Sonnenschutz, betont Kerstin Effers, Referentin für Umwelt
und Gesundheitsschutz der nordrhein-westfälischen Verbraucherzentrale. Der
Lichtschutzfaktor sollte auf der Verpackung angegeben sein. "Ohne diese Angabe
lässt sich die Schutzwirkung für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht
einschätzen", sagt Effers. Auch bei Tagescremen raten Fachleute zu einem hohen
Lichtschutzfaktor.

Außerdem ist es bei der Tagescreme genauso wie bei Sonnencreme wichtig, eine ausreichende Menge davon zu verwenden. Dermatologe Liebich fürchtet, dass manche
Menschen sich bei teuren Cremen vielleicht nicht ausreichend davon ins Gesicht
schmieren - schließlich handelt es sich oft um ein Luxusprodukt. "Wenn man die
empfohlene Menge nicht aufträgt, bietet ein niedriger Schutzfaktor noch weniger
Schutz", erklärt Liebich. Wer zögere, genügend zu verwenden, solle lieber zur
klassischen Sonnencreme greifen.

Behauptung

Vorbräunen im Solarium schützt die Haut.

Bewertung

Falsch.

Fakten

Wer sich in die Sonne oder ins Solarium legt, bekommt ultraviolette
Strahlung auf die Haut. Grundsätzlich wird dabei zwischen drei Arten
unterschieden: UVA, UVB und UVC. Die UVA-Strahlung ist der Teil der Strahlung,
die bis in die Lederhaut (Dermis) wirkt. UVB-Strahlen treffen hingegen nur die
Oberhaut. UVC-Strahlen sind so kurzwellig, dass sie schon von der Ozonschicht
abgefangen werden.

Die Sonnenbank sorge nur für eine "schmutzige Bräune", die keinen richtigen
Schutz aufbaut, sagt Dermatologe Liebich. Das in Solarien verwendete Licht
besteht vorwiegend aus UVA-Strahlen, die für eine schnelle, aber nicht
dauerhafte Bräune sorgen. Häufig wird die UVB-Strahlung herausgefiltert. "Zum
Schutzaufbau brauchen wir eben auch einen UVB-Anteil, der im Solarium aber
verboten ist."

Generell entstehe beim Vorbräunen im Solarium eine Strahlenbelastung. Nicht
ohne Grund sind Solarien für Menschen unter 18 Jahren verboten. "Jegliche
zusätzliche Strahlung ist nicht gut", betont Liebich.

Behauptung

Vegane Ernährung schützt vor einem Sonnenbrand.

Bewertung

Falsch.

Fakten

Sich durch vegane Ernährung geschützt bräunen - das klingt verlockend. Doch
Experten verneinen das. Zwar können die vorwiegend in gesunden Nahrungsmitteln
vorhandenen Vitamin A und Beta-Carotine laut Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände Abda für einen natürlichen Schutz der Haut - auch vor Sonne -
sorgen. Dieser sei jedoch nicht alleine ausreichend, um die Haut bei einem hohen
UV-Index vor einem Sonnenbrand zu bewahren.

Bei den Beta-Carotinen etwa sind für den Menschen Gemüse und Obst die
wichtigsten Quellen. Wer davon viel esse, bekomme "sekundäre Pflanzenfarbstoffe,
die dann einfach zusätzlich die Haut schützen vor Sonnenbrand", erklärt Liebich.
Die Basis müsse aber immer Sonnencreme sein, denn die Ernährung alleine baue
keinen richtigen Schutzfaktor auf, sagt der Dermatologe.

Behauptung

Sonnencreme kann verfallen.

Bewertung

Richtig.

Fakten

Auch Sonnenschutzmittel können schlecht werden. Dass man Creme und Co. nicht zu lange aufheben sollte, hat mehrere Gründe. So lässt der Schutz vor UV-Licht
nach. Das kann kurzfristig zu Sonnenbrand führen und langfristig das Risiko für
Hautkrebs erhöhen. Deshalb geben die Hersteller an, wie viele Monate lang ein
Sonnenschutzmittel nach dem Öffnen verwendet werden sollte. Dazu dient ein
kleines Symbol mit einer Zahl und einem "M". So bedeutet "12M" zum Beispiel
zwölf Monate. Eine Notiz mit dem Öffnungsdatum auf der Flasche kann helfen.

Zusätzlich bildet sich in vielen Sonnencremes mit der Zeit das womöglich
krebserregende Benzophenon. Das haben Forschende in einer Studie für die
"American Chemical Society" festgestellt. Benzophenon entsteht nach und nach aus
Octocrylen. Viele Sonnencremes enthalten diese Chemikalie, weil sie vor
UVB-Strahlung schützt. Die Forscher haben im Experiment eine Alterung des
Produkts von einem Jahr nachgestellt. Auffällig dabei und ein weiterer Grund,
Sonnenmilch vom Vorjahr zu entsorgen: Benzophenon kann sogar in ungeöffneten
Packungen entstehen./skc/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH