14.06.2024 06:19:59 - dpa-AFX: Vodafone erhöht Investitionen ins Festnetz-Internet

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Telekommunikationskonzern Vodafone
gibt mehr Geld aus, um sein Festnetz-Internet zu verbessern. Nach 140
beziehungsweise 150 Millionen Euro in den vergangenen zwei Geschäftsjahren
werden in dem bis Ende März laufenden Geschäftsjahr 2024/25 in Deutschland etwa
200 Millionen Euro investiert, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von
Vodafone Deutschland, Marcel de Groot, der Deutschen Presse-Agentur in
Düsseldorf. Das Kabelnetz werde immer mehr auf Glasfaserniveau gebracht, so dass
Kunden künftig keine Unterschiede mehr spüren sollen, sagte de Groot.

Es geht um Ausgaben für Internet, das über Fernsehkabel übertragen wird,
"Hybrid Fiber Coax" (HFC) genannt. Dies besteht zum größten Teil aus Glasfaser,
auf der letzten Strecke vom Glasfaser-Knotenpunkt bis zum Haushalt sind es aber
recht dicke Fernsehkabel aus Kupfer (Koaxial-Kabel). Im Vergleich zu reinen
Glasfaser-Verbindungen, dem "Fiber to the Home" (FTTH), ist die Verbindung
schwankungsanfälliger, wenn viele Haushalte im selben Netzsegment unterwegs sind
- etwa abends, wenn viele Menschen Filme streamen. Bei dem "shared medium"
(geteilten Medium) sinkt dann die Übertragungsgeschwindigkeit deutlich.

In Coronazeiten kam das HFC-Netz an seine Grenzen, viele Kunden ärgerten
sich über schlechtes Netz. Inzwischen seien die Beschwerdezahlen wieder auf
einem normalen Niveau. "Wir haben in der Vergangenheit nicht das Beste aus der
Kabelinfrastruktur herausgeholt", sagte der Firmenchef mit Blick auf die
Coronajahre. "Aber die Zeiten sind vorbei, unser Kabel-Glasfaser-Netz ist heute
viel schneller und zuverlässiger." Die Bandbreite, die beim Kunden ankomme, sei
inzwischen wesentlich höher als zuvor.

Gigabit-Speed möglich

Das HFC-Netz von Vodafone bietet Download-Geschwindigkeiten von bis zu 1000
Megabit pro Sekunde. Im Upload hingegen - wenn also der Nutzer selbst Daten ins
Netz schickt, etwa bei Videokonferenzen - sind es bisher nur 50 Mbit. De Groot
zufolge reicht das für den Normalnutzer eigentlich aus. Mancher Kunde wolle aber
schnelleren Upload haben.

Daher will Vodafone den Upload verbessern: Es führt in diesem Jahr in
Münster und Kleve (beide NRW) sowie in Ingolstadt Tests an insgesamt 50 000
Haushalten durch, wo der Upload auf 400 Megabit pro Sekunde erhöht werden soll.
Sollten die Tests erfolgreich und die Kunden zufrieden sein, könnte der Upload
auch in anderen Gegenden verbessert werden, sagt de Groot. In ganz Deutschland
sei das aber vorerst nicht geplant. Die meisten Kunden bräuchten so einen hohen
Upload nicht, sagt der Manager. "Wir wissen aber schon jetzt: Wir können an
dieser Stellschraube drehen, wenn der Bedarf da ist."

Vodafone mischt auch bei reiner Glasfaser mit

Mit der Vermutung konfrontiert, dass HFC perspektivisch ein Auslaufmodell
sei und reiner Glasfaser die Zukunft gehöre, schüttelt er den Kopf: "Wir machen
das Kabel-Glasfaser-Netz fit für die Zukunft
- es wird noch sehr lange eine bedeutende Rolle am Markt spielen."

Vodafone setzt aber nicht nur auf Fernsehkabel-Internet, sondern auch auf
reine Glasfaser (FTTH) - über eine Tochterfirma werden bis zu sieben Milliarden
Euro in den Ausbau gesteckt. Auf die Frage, warum Vodafone überhaupt bei FTTH
mitmische, wenn er so überzeugt ist von dem Fernsehkabel-Internet, sagte de
Groot, es gebe durchaus Kunden, die Glasfaser bis ins Haus wollten. Diese
Nachfrage wolle man bedienen. "Deutschland braucht Glasfaser und
Kabel-Glasfaser, um schnelles Netz für alle möglich zu machen."

Dem Kunden sei letztlich nicht die Technologie wichtig, sondern vielmehr,
dass die Übertragung schnell und stabil sei. Daher will Vodafone künftig keine
Tarife nach Technologien anbieten - also Glasfaser, HFC oder
VDSL-Telefonleitungen -, sondern nach Geschwindigkeit. Die Anzahl der
angebotenen Tarife werde sich deutlich verringern. "Für den Kunden wird es
einfacher und klarer."

Konkurrent Telekom geht anderen Weg

Während Vodafone das Fernsehkabel-Internet keineswegs als Auslaufmodell
sieht, legt der Konkurrent Deutsche Telekom seinen Fokus auf
reine Glasfaser - bis 2030 will der Magenta-Konzern im Inland rund 30 Milliarden
Euro in den "Fiber to the Home"-Ausbau stecken, also deutlich mehr als Vodafone.
"Nur FTTH bietet schon heute die beste Qualität bei Stabilität, Latenz und
konstanter Bandbreite", sagt ein Telekom-Sprecher. Die Bonner setzten
jahrzehntelang auf dünne Telefonkabel (DSL/VDSL), die in puncto Speed nicht
mithalten können mit HFC und FTTH. Für viele Bürger reicht aber auch das
VDSL-Tempo noch gut aus./wdw/DP/zb
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