10.07.2024 17:34:03 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Kritik aus Senat und Hollywood - Weiter Zweifel an Biden

(neu: Details.)

WASHINGTON (dpa-AFX) - In der Debatte um US-Präsident Joe Bidens geistige
Fitness verhallen die kritischen Stimmen in seiner Partei nicht: Mit Michael
Bennet hat erstmals ein Demokrat im US-Senat öffentlich deutliche Zweifel an den
Erfolgschancen Bidens im Rennen um das Weiße Haus geäußert. Und klare Worte an
Biden gerichtet kommen auch aus Hollywood: Schauspieler George Clooney, der ein
großer Unterstützer der Demokraten ist, wendet sich in der "New York Times"
gegen den 81-Jährigen.

In den USA wird diskutiert, ob Biden wegen seines hohen Alters der richtige
Präsidentschaftskandidat der Demokraten für die Wahl im November ist. Biden muss
sich seit seinem TV-Debakel gegen seinen republikanischen Herausforderer Donald
Trump zunehmend Fragen zu seiner geistigen Fitness gefallen lassen. Aktuell
versucht Biden als Gastgeber beim wichtigen Nato-Gipfel in Washington zu punkten
und sich als Anführer des Verteidigungsbündnisses zu präsentieren.

Senator fürchtet Folgen für Mehrheiten im Kongress

Senator Bennet warnte beim Sender CNN vor einem Erdrutschsieg, bei dem die
Republikaner die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses bekämen. Bei der Wahl
im November steht nicht nur das Präsidentenamt zur Abstimmung, sondern auch alle
Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel der Sitze im Senat. "Ich glaube,
dass Donald Trump auf dem besten Weg ist, diese Wahl zu gewinnen", sagte Bennet.

Bennet schloss sich auf Nachfrage zwar nicht den direkten
Rückzugsforderungen an, die einige Demokraten aus der anderen Parlamentskammer,
dem Repräsentantenhaus, in den vergangenen Tagen öffentlich gemacht haben. Seine
Worte waren dennoch ungewöhnlich drastisch. "Es ist eine moralische Frage über
die Zukunft unseres Landes", sagte er.

Biden-Vertraute Pelosi reagiert ausweichend in TV-Interview

Auch die Biden-Vertraute und demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi
machte mit einem TV-Interview von sich reden, in dem sie sich weigerte, sich
klar hinter Biden als Präsidentschaftskandidat zu stellen. "Es liegt am
Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidiert", sagte sie. "Wir alle ermutigen
ihn, diese Entscheidung zu treffen, denn die Zeit wird knapp." Auf den Hinweis
des Moderators, dass Biden sich ja offenbar schon entschieden habe, im Rennen zu
bleiben, reagierte die 84-Jährige ausweichend.

Im US-Kongress ist nach einer Pause wieder Sitzungswoche. Das heißt, die
Parlamentarier der Demokraten sind alle in der US-Hauptstadt versammelt.
Reguläre Fraktionssitzungen im Kongress werden in der Regel zu Krisensitzungen
über Bidens politische Zukunft. Beobachter hatten erwartet, dass nun schnell der
Damm brechen könnte - also eine kritische Masse an Abgeordneten und Senatoren
sich verbündet und offen gegen Biden stellt. Passiert ist das bisher nicht. Die
kritischen Stimmen sind aber nicht verstimmt - in der Partei herrscht weiter
große Unruhe.

Hollywoodstar Clooney fordert neuen Kandidaten

Zweifel an Biden gibt es aber nicht nur in der Partei - sondern auch bei
Unterstützern und Großspendern. "Ich bin ein lebenslanger Demokrat; dafür
entschuldige ich mich nicht", schrieb der Schauspieler George Clooney in einem
Meinungsstück in der "New York Times". "Ich liebe Joe Biden. Als Senator. Als
Vizepräsident und als Präsident", so der Hollywood-Star. Aber eine Schlacht, die
er nicht gewinnen könne, sei der Kampf gegen die Zeit. Wegen Trump sei die
Partei so verängstigt, dass sie die Warnsignale ignoriert habe. Deshalb brauche
es nun einen neuen Kandidaten.

Clooney hatte erst vor wenigen Wochen bei einer Wahlkampfveranstaltung mit
anderen Stars wie Julia Roberts oder Barbra Streisand Millionen-Spenden für
Bidens Wahlkampf in Los Angeles gesammelt. Biden war damals vom G7-Gipfel in
Italien direkt nach Hollywood gereist, um an dem glamourösen Event
teilzunehmen./nau/DP/men

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