14.05.2024 12:47:18 - dpa-AFX: Scholz zur Wehrpflichtdebatte: 'Überschaubare' Aufgabe

STOCKHOLM (dpa-AFX) - In der Debatte über eine Reaktivierung der Wehrpflicht
in Deutschland hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betont, dass die Bewältigung
des Personalmangels bei der Bundeswehr eine "überschaubare" Aufgabe sei. "Es
geht letztendlich darum, wie können wir es erreichen, dass wir genügend Frauen
und Männer davon überzeugen, in der Bundeswehr zu arbeiten und dort eine Aufgabe
für sich zu finden", sagte Scholz am Dienstag bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit dem schwedischen Regierungschef Ulf Kristersson in
Stockholm.

Deutschland werde nicht zu einer Wehrpflichtarmee zurückkehren, wie es sie
bis zur Aussetzung der Wehrpflicht 2011 gegeben habe. "Das würde nicht mehr
funktionieren. Es waren viel mehr Soldaten, es waren viel mehr Kasernen, es war
viel mehr Infrastruktur, die dazu errichtet worden ist. Alles das wird heute
weder benötigt noch ist es der Plan, den irgendjemand verfolgt", betonte Scholz.
"Die Vorschläge werden hin und her gewendet. Sie sind aber überhaupt nicht
vergleichbar mit dem, was wir in Deutschland mal hatten."

Die Bundeswehr soll bis 2031 von derzeit 182 000 auf 203 000 Soldaten
aufgestockt werden. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) prüft derzeit
eine Reaktivierung der Wehrpflicht, um den Personalmangel zu beheben. Dazu will
er in den nächsten Wochen einen Vorschlag machen.

Schweden hat die Wehrpflicht bereits 2017 wieder eingeführt. "Natürlich
trifft jedes Land seine eigene Entscheidung, wie es Soldaten rekrutiert und
einsetzt. Ich denke, für Schweden haben wir ein Modell gefunden, das meiner
Meinung nach geeignet ist", sagte Kristersson. Es kombiniere die Wehrpflicht mit
Berufssoldaten und Berufsoffizieren. Er denke, dies funktioniere gut. "Kein Land
hat ein perfektes Model und jedes Land respektiert alle Länder, die verschiedene
Modelle aus verschiedenen historischen Gründen nutzen", sagte Kristersson.

Nachdem Schweden die Wehrpflicht 2010 ausgesetzt hatte, wurde sie sieben
Jahre später wieder eingeführt. In dem skandinavischen Land werden längst nicht
alle jungen Männer und Frauen aus einem Jahrgang eingezogen. Nachdem zunächst
alle einen Fragebogen von der Musterungsbehörde bekommen, wird nur ein Teil von
ihnen zur Musterung eingeladen. Ein ausgewählter Kreis wiederum erhält dann am
Ende Angebote für einen Dienst. Es handelt sich also um eine Art
Musterungspflicht. In sechs bis 15 Monaten bekommen die Rekrutinnen und Rekruten
eine militärische Grund- und Führungsausbildung./mee/mfi/DP/men

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