15.07.2024 11:58:34 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Paus erwartet Ende des Ehegattensplittings - Lindner-Ressort kontert

(neu: FDP-Generalsekretär Djir-Sarai)

BERLIN (dpa-AFX) - Mit der geplanten Reform der Steuerklassen ebnet die
Bundesregierung aus Sicht von Familienministerin Lisa Paus den Weg zu einer
Abschaffung des Ehegattensplittings. "Der Abschied vom veralteten Instrument des
Ehegattensplittings ist überfällig", bekräftigte die Grünen-Politikerin in der
"Bild". "Es ist ein Instrument, das allein die klassische Ehe steuerlich
begünstigt. Und das, obwohl vielfältige Familienmodelle längst Teil unserer
Gesellschaftsrealität sind." Das FDP-geführte Finanzministerium wies Paus'
Aussagen direkt zurück: Das Splittingverfahren bleibe erhalten.

Um das Ehegattensplitting gibt es seit Jahren immer wieder Diskussionen. Bei dem Verfahren wird das gemeinsame Einkommen eines Paares rechnerisch halbiert,
die darauf entfallende Einkommensteuer berechnet und die Steuerschuld
anschließend verdoppelt. Davon profitieren bei der Steuer vor allem Paare, bei
denen einer viel und der andere wenig verdient. Begründet wird dies mit dem
besonderen Schutz von Ehe und Familie.

Mit dem Entwurf eines zweiten Jahressteuergesetzes 2024 hatte
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine Reform bei den Steuerklassen
auf den Weg gebracht. In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP
vereinbart, dass statt der Steuerklassen 3 und 5 künftig das sogenannte
Faktorverfahren in Steuerklasse 4 genutzt werden soll. Damit werde die
Lohnsteuerbelastung gerechter auf die Eheleute, Lebenspartnerinnen und
Lebenspartner verteilt, heißt es im Gesetzentwurf.

Paus sagte, dies sei "gleichzeitig der Startpunkt in Richtung Abschaffung
des Ehegattensplittings." Im Finanzministerium sieht man das allerdings anders.
"Das Gegenteil der Einschätzung von Ministerin Paus ist der Fall", hieß es. "Es
gibt keinerlei Pläne oder auch nur politischen Willen zur Abschaffung.
Ministerin Paus spricht nicht für die Bundesregierung, sondern nur für die
Grünen."

Auch FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai widersprach der Familienministerin vehement. "Die Abschaffung des Ehegattensplittings käme einer massiven
Steuererhöhung für die Mitte der Gesellschaft gleich - das ist mit der FDP nicht
zu machen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Djir-Sarai wies Paus'
Einschätzung zurück, die Reform der Steuerklassen sei die Vorbereitung eines
solchen Schrittes. "Schließlich haben wir eine Abschaffung des
Ehegattensplittings im Koalitionsvertrag auch nicht vereinbart", betonte der
FDP-Politiker./bf/DP/nas

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