11.07.2024 16:28:06 - dpa-AFX: 'Wirtschaftsweise': Kinder sollen investieren lernen

WIESBADEN (dpa-AFX) - Zur Ankurbelung von Europas Kapitalmärkten sollten aus
Sicht der "Wirtschaftsweisen" unter anderem Kinder an die Börse herangeführt
werden. "Die Privathaushalte in Europa halten ihre Ersparnisse überwiegend in
renditeschwachen Anlageklassen wie Bankeinlagen", heißt es vom
Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung,
einem Beratergremium der Bundesregierung, und zwei Experten aus Frankreich. Um
die Beteiligung am Kapitalmarkt zu erhöhen und Vertrauen in die Kapitalmärkte zu
schaffen, schlagen die Experten in einem Bericht daher unter anderem die
Einführung von EU-finanzierten Anlagekonten für Kinder vor.

Für Wettbewerbsfähigkeit: EU will mehr Kapital mobilisieren

Die EU möchte, dass mehr Kleinanleger an den hiesigen Finanzmärkten
investieren, damit mehr Kapital für den grünen und digitalen Wandel zur
Verfügung steht. Dafür wird seit Jahren am Zusammenwachsen der europäischen
Kapital- und Finanzmärkte gearbeitet - der "Kapitalmarktunion". Damit sollen
bürokratische Hürden zwischen den EU-Staaten abgebaut werden, um Unternehmen
mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen.

Nach Jahren ohne große Fortschritte hatten sich zuletzt die Staats- und
Regierungschefs der EU vor dem Hintergrund Europas Wettbewerbsfähigkeit erneut
dafür ausgesprochen, das Projekt stärker voranzutreiben. Einem im April
erschienenen Bericht zufolge sind in der EU 33 Billionen Euro an privaten
Ersparnissen vorhanden - überwiegend in Bargeld und Einlagen.

Kinder könnten langfristiges investieren lernen

Durch automatische Einzahlungen auf die Anlagekonten von beispielsweise zehn Euro pro Monat und Kind im Alter von 6 bis 18 Jahren könnten Kinder lernen,
langfristig zu investieren. "Sie würden verschiedene Finanzzyklen erleben und
das langfristig niedrige Risiko und die hohen Renditen einer Anlage in Aktien
verstehen", schreiben die Autoren des Berichts. Diese Maßnahme könne auf lange
Sicht zu einer Änderung des Sparverhaltens führen. Von entscheidender Bedeutung
sei es, einen kostengünstigen und breit gestreuten Aktienfonds als
obligatorisches oder zumindest standardmäßiges Anlageprodukt zu wählen.

Kapitalmarktunion durch mehr Wachstum

Bestehende politische Vorschläge im Bereich der Kapitalmarktunion
konzentrierten sich entweder auf die Förderung des europäischen Bankensektors
oder auf die Ausweitung der europäischen Aktienmärkte, heißt es weiter vom
Sachverständigenrat. So werde etwa häufig die Weiterentwicklung des
vergleichsweise schwachen europäischen Verbriefungsmarktes angebracht.
Verbriefungen könnten aus Sicht der Autoren die Bilanzen der Banken entlasten
und die Finanzierungskosten für Unternehmen senken. "Jedoch ist es
unwahrscheinlich, dass sie Wachstum und Investitionen in innovative,
zukunftsorientierte Unternehmen fördern, die in der Lage sind, strategisch
wichtige Innovationen anzutreiben", so die Experten. Daher sprechen sie sich für
eine wachstumsorientierte Agenda für die Kapitalmarktunion aus./rdz/DP/men

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