21.05.2024 16:59:09 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Turbulenzen an Bord von Flug SQ321 - ein Toter, Dutzende Verletzte

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BANGKOK/LONDON (dpa-AFX) - Mit einem Mal bricht das Chaos aus auf Flug
SQ321: Gegenstände fliegen herum, wer nicht angeschnallt ist, prallt mit dem
Kopf gegen die Gepäckfächer oder die Kabinendecke. Es klingt wie der Alptraum
eines jeden Flugreisenden - für mehr als 200 Menschen auf dem Weg von
London-Heathrow nach Singapur wird er am Dienstagmorgen wahr. Ein 73-jähriger
Brite stirbt, vermutlich an einem Herzinfarkt. Seine Frau und Dutzende andere
Menschen werden verletzt.

Sieben Personen seien in einem kritischen Zustand, sagt der Chef des
Flughafens Bangkok, Kittipong Kittikachorn, der BBC zufolge auf einer
Pressekonferenz. In die thailändische Hauptstadt war die Boeing 777-300ER der
Singapore Airlines wegen des Vorfalls umgeleitet worden.

Um fast 2000 Meter geht es hinab

"Dramatisch abgesackt" sei das Flugzeug, zitiert die britische
Nachrichtenagentur PA den Flughafenchef. Daten der Tracking-Plattform
Flightradar24 zeigen: Binnen kürzester Zeit ging es für die Maschine von 37 000
Fuß Reisehöhe auf 31 000 Fuß herab. Das sind fast 2000 Meter Unterschied.

Von außen sehe die Maschine okay aus, sagt der Flughafenchef. "Aber im
Inneren ist es völlig chaotisch." Bilder, die im Internet kursieren, können nur
einen kleinen Eindruck geben von dem, was an Bord von SQ321 geschehen sein muss.
Auf dem Boden liegen Lebensmittel, Flaschen, Thermoskannen, Tabletts,
Sauerstoffmasken baumeln aus den Fächern. "Ich war voller Kaffee", erzählt
Passagier Andrew Davies aus London der BBC. "Während der wenigen Sekunden, in
denen das Flugzeug absackte, gab es schreckliche Schreie und etwas, das wie ein
dumpfer Schlag klang."

Unterschiedliche Angaben zu Zahl der Verletzten

An Bord waren 211 Passagiere und 18 Besatzungsmitglieder, wie die Fluglinie
mitteilt. "Singapore Airlines spricht der Familie des Verstorbenen ihr tiefstes
Beileid aus. Wir entschuldigen uns zutiefst für das traumatische Erlebnis, das
unsere Passagiere und Besatzungsmitglieder auf diesem Flug erlitten haben", hieß
es in einer Mitteilung in sozialen Medien. "Wir leisten in dieser schwierigen
Zeit jede notwendige Hilfe."

Nach ersten Angaben der Fluglinie wurden 30 Menschen verletzt, davon kamen
18 in Kliniken. Der Flughafen teilt hingegen der BBC zufolge mit, dass 53
Passagiere sowie ein Crew-Mitglied verletzt worden seien. "So viele Verletzte ?
sie hatten Schnittwunden am Kopf, blutende Ohren", berichtet Passagier Davies
dem Sender.

Die 16 Jahre alte Maschine war um 23.17 Uhr (MESZ) am Montagabend am größten britischen Flughafen Heathrow gestartet. 13 Stunden sollte der Flug dauern -
nach etwa 11 Stunden Reisezeit, ungefähr auf Höhe der Westküste von Myanmar, kam
es dann zur Beinahe-Katastrophe. Die Ursache für die Turbulenzen war zunächst
unklar.

In Südostasien hat jüngst die Regenzeit begonnen. Zuletzt kam es in der
Region wiederholt zu schweren Unwettern, auch am Dienstag regnete es in Bangkok
stark.

Mehr Turbulenzen wegen des Klimawandels?

Auf Flügen kommt es immer wieder zu Turbulenzen, weshalb die Besatzung auch
routinemäßig dazu auffordert, stets angeschnallt zu sitzen. Im Juni 2023
erlitten zwei Crewmitglieder eines British-Airways-Flugs Knochenbrüche, als ihre
Maschine auf dem Weg von Singapur nach Heathrow über dem Golf von Bengalen -
also grob in derselben Gegend wie im Fall SQ321 - in Turbulenzen geriet.

Fluggesellschaften nutzen verschiedene Methoden, um Risiken zu minimieren.
Dazu gehören Wettervorhersagen, Radar und Berichte von vorausfliegenden
Flugzeugen, wie der Luftfahrtexperte John Strickland im Gespräch mit PA sagt.
"Es sollte nie auf die leichte Schulter genommen werden, wenn Fluggesellschaften
empfehlen, den Sicherheitsgurt während des gesamten Fluges locker anzulegen."

Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich Turbulenzen aufgrund des
Klimawandels häufen. Dass sie Todesfälle und Verletzungen verursachen, geschieht
jedoch selten. Passagier Davies gibt sich in der BBC zuversichtlich. Er werde
ohne Sorgen wieder in ein Flugzeug steigen./bvi/DP/ngu

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