12.05.2024 20:46:50 - dpa-AFX: 'Unzumutbare Bedingungen': Angestellte drohen Vatikan mit Sammelklage

ROM (dpa-AFX) - Fast 50 Angestellte der Vatikanischen Museen drohen einem
italienischen Medienbericht zufolge wegen "unzumutbarer Arbeitsbedingungen" mit
einer Sammelklage gegen den Heiligen Stuhl. Die Beschäftigten - unter ihnen
Museumswächter, ein Restaurator und ein Angestellter der Buchhandlung - wandten
sich in einem Brandbrief an die Staatsverwaltung (Governatorat) des kleinen
Kirchenstaates und forderten bessere Arbeitsbedingungen, wie die Tageszeitung
"Corriere della Sera" am Sonntag berichtete.

Die Angestellten hatten die im Vatikan berüchtigte Anwältin Laura Sgrò zuvor eingeschaltet, die den Brief laut "Corriere della Sera" an den spanischen
Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, Präsident des Governatorats und damit praktisch
Regierungschef des Vatikanstaats, übermittelt hat. Dort heißt es: "Hochwürdigste
Eminenz, die Arbeitsbedingungen verletzen die Würde und die Gesundheit eines
jeden Beschäftigten." Sollten die Regeln für die Arbeit nicht grundlegend
geändert werden, wollen sie demnach den Vatikan gemeinsam verklagen.

Die Angestellten bemängeln eine aus ihrer Sicht schlechte Bezahlung sowie
einen unzureichenden Gesundheitsschutz. Den 49 von insgesamt rund 700
Beschäftigten geht es demnach aber auch um mangelnde Sicherheitsvorkehrungen in
den Museen. So würden täglich bis zu 30 000 Besucher hineingelassen, obwohl die
maximale Besucherzahl bei 24 000 pro Tag liege. Außerdem führe die geringe Zahl
an Gendarmen zu Problemen für die Aufseher, die laut "Corriere della Sera"
manchmal von belästigenden Besuchern angegriffen würden.

Eine solche Sammelklage wäre eine Premiere in dem von Papst Franziskus
regierten Vatikan. Es ist jedoch noch unklar, wie die Klage genau ablaufen
würde. Die Beschäftigten sahen jedoch nach eigenen Angaben keinen anderen Weg
mehr, als an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie sollen bereits in der
Vergangenheit versucht haben, eine Einigung mit dem Heiligen Stuhl zu erzielen -
ohne Erfolg. Der Frust ist daher offenbar groß: "Der Papst spricht von Rechten,
aber wir werden als bloße Ware betrachtet", heißt es in ihrem
Schreiben./rme/DP/zb

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