13.05.2024 15:49:26 - dpa-AFX: ROUNDUP: Hamburger Hafen bietet Landstrom für Kreuzfahrt- und Containerschiffe

HAMBURG (dpa-AFX) - Was bislang Kreuzfahrtschiffen vorbehalten war, ist in
Hamburg nun auch für Containerriesen möglich. Seit Montag können sie im Hafen
Landstrom beziehen und damit alle Maschinen während der Liegezeit abstellen. Den
Anfang machte nun am Eurogate-Terminal die knapp 400 Meter lange und maximal
fast 18 000 Standardcontainer (TEU) tragende "Vasco de Gama" der französischen
Reederei CMA CGM.

Hamburg biete als erster Hafen in Europa eine Landstromversorgung sowohl für Kreuzfahrt- als auch für Containerschiffe an, sagte Hamburgs Bürgermeister Peter
Tschentscher (SPD). Vom kommenden Jahr an sollen dann nicht nur das
Eurogate-Terminal, sondern alle großen Container- und Kreuzfahrtterminals über
Landstromanschlüsse verfügen. "Das ist wirklich ein ganz großer Schritt nach
vorn, auf den wir in Hamburg auch ein bisschen stolz sind."

Bislang ist die Nutzung von Landstrom in der Europäischen Union freiwillig.
Erst von 2030 an müssen sich alle Container- und Kreuzfahrtschiffe mit einer
Bruttoraumzahl (BRZ) von mehr als 5000 in den Häfen an Landstromanlagen
anschließen lassen, um die CO2-Belastung zu senken. Ab dann sind jegliche
Verbrennungsprozesse an der Kaikante untersagt. Die BRZ bezeichnet das Maß für
die Gesamtgröße eines Schiffes.

Landstrom ist an sich nicht neu. In Los Angeles beispielsweise gilt die
Landstrompflicht nach Angaben der Hamburg Port Authority (HPA) bereits seit 2014
und auch in einigen asiatischen Häfen ist das Umschalten auf Landstrom schon
heute vorgeschrieben. Dementsprechend haben auch alle großen Reedereien bereits
Erfahrung mit dieser Art der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien.

Eine vorzeitige Anschlusspflicht in Hamburg kommt für Tschentscher jedoch
nicht in Frage. Wichtig sei, dass die Voraussetzungen in den Häfen vorhanden
seien, damit Reedereien ihre Schiffe überhaupt an Landstrom anschließen können.
Außerdem müssten auch die Schiffe selbst umgerüstet werden. Tschentscher setzt
daher nach eigenen Angaben auf einen schrittweisen Wechsel. "Es kann keine
Verpflichtung geben, ohne die Möglichkeit sie einzuhalten", betonte er.

Seeschiffe brauchen auch im Hafen relativ viel Strom, etwa für den Betrieb
der Bordsysteme oder die Kühlung von Containern. Bislang nutzen Schiffe während
der Liegezeit meist ihre sogenannten Hilfsdiesel, was die Umwelt und
Anwohnerinnen und Anwohner belastet. Großcontainerschiffe benötigen nach Angaben
des Verbands Deutscher Reeder im Hafen etwa 7,5 Megawatt. Das entspricht fast
der Antriebsleistung des Hochgeschwindigkeitszugs ICE 3 der Deutschen Bahn.
Kreuzfahrtschiffe benötigen sogar bis zu elf Megawatt.

Die Anlage am Eurogate-Terminal bietet den Angaben zufolge pro
Anschlusspunkt eine maximale Leistung von 7,5 Megawatt. Da die Containerschiffe
alle unterschiedlich groß sind, sind die Steckdosen auf Schienen montiert und
können je nach Anleger zwischen 100 und 300 Meter verschoben werden. Die Stecker
wiederum befinden sich bei der "Vasco de Gama" am Heck in einem "Alternativ
Marine Power"-Container und werden an zwei dicken Kabeln herabgelassen. Der
Strom selbst kommt aus dem öffentlichen Netz von den Hamburger Energiewerken.

HPA-Chef Jens Meier sagte, für das gesamte Landstromprojekt habe der Senat
rund 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. "Ohne die Mittel der Freien und
Hansestadt Hamburg und der Bundesregierung, die das Ganze ja mit 50 Prozent
unterstützt hat, wäre das alles so nicht möglich." Allein in der zweijährigen
Entwicklungszeit für die Landstromversorgung am Eurogate-Terminal wurden den
Angaben zufolge rund 13 Millionen Euro investiert./klm/DP/men

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