26.05.2024 15:04:14 - dpa-AFX: SPORT/Düsseldorf und die Relegation: Erinnerung an Elfmeterpunkt-Klau

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Hans E. Lorenz hat die turbulenten Bilder mit dem
geklauten Elfmeterpunkt noch heute bestens im Kopf. In der Nachspielzeit der
Bundesliga-Relegation zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC waren nur noch
zwei Minuten Spielzeit übrig, als das Fußballfeld nach einem Platzsturm in
kürzester Zeit zu einem Wimmelbild wurde.

"Und jetzt sind die Fans auf dem Feld. Es ist noch nicht Schluss, meine
Damen und Herren. Das ist der absolute Wahnsinn hier. Da fehlen einem die
Worte", kommentierte ARD-Reporter Tom Bartels am 15. Mai 2012. Und Lorenz als
Vorsitzender Richter des DFB-Sportgerichts durfte später verhandeln, wie dieser
"Wahnsinn" am Ende des 2:2 nun zu werten sei.

"Die längste Sperre meiner Amtszeit"

"Die Erinnerungen sind noch relativ wach, weil das sicherlich ein
außergewöhnliches Verfahren war", erzählte der 73-Jährige der Deutschen
Presse-Agentur. Nach einem Platzsturm der bereits den Aufstieg feiernden
Düsseldorfer Fans kurz vor Schluss war unklar, ob die Partie beendet werden
konnte. Ein besonders euphorischer Anhänger klaute gar den Elfmeterpunkt und
erhielt später Stadionverbot. Es war bis zum Heimspiel gegen den VfL Bochum an
diesem Montag (20.30 Uhr/Sat.1 und Sky) die letzte Bundesliga-Relegation in
Düsseldorf.

Nach längerer Unterbrechung wurde die Begegnung regulär zu Ende gespielt. Im Nachgang kam es zu unschönen Szenen im Kabinengang, Schiedsrichter Wolfgang
Stark war von Hertha-Profi Lewan Kobiaschwili geschlagen worden. Kobiaschwili
wurde für siebeneinhalb Monate gesperrt - "die längste Sperre meiner Amtszeit",
wie sich Lorenz erinnert.

Scherze beim Champions-League-Finale

"Hertha BSC hat gegen die Wertung Einspruch eingelegt. Wir haben die Sache
über zwei Tage verhandelt, weil die Beweisaufnahme sieben Stunden gedauert hat.
Wir haben am Freitag verhandelt und am Montag das Urteil verkündet", sagte
Lorenz. Er berief sich dabei auf die Tatsachenentscheidung von Referee Stark.
Hertha zog danach zwar vor das Bundesgericht, scheiterte aber auch dort.

In gewohnt humorvoller Manier erinnert sich Lorenz an eine Anekdote, die
sich ein Jahr später ereignete. Düsseldorf war inzwischen wieder abgestiegen,
Hertha zurück in der Bundesliga. Lorenz traf beim deutschen
Champions-League-Finale in London auf Michael Preetz. "Ich habe ihm gratuliert",
sagte der Richter über das Gespräch mit dem Hertha-Funktionär. Preetz habe nur
salopp entgegnet: "Aber Ehrenmitglied werden sie bei uns trotzdem
nicht."/pre/DP/he

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