14.05.2024 20:00:44 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Blinken in Kiew - Selenskyj fordert Patriots für Charkiw

(aktualisierte Fassung)

KIEW (dpa-AFX) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Besuch von US-Außenminister Antony Blinken Patriot-Flugabwehrsysteme für die von
Russland bedrohte Großstadt Charkiw gefordert. Zum Schutz der Stadt und ihres
Umlands vor Drohnen und Raketen seien zwei dieser Systeme notwendig, sagte
Selenskyj am Dienstag in Kiew. US-Hilfe für den Abwehrkampf sei von
entscheidender Bedeutung. Dabei sei Flugabwehr das "größte Defizit", sagte
Selenskyj.

Der wie üblich aus Sicherheitsgründen nicht angekündigte Besuch war für
Blinken der vierte seit Kriegsbeginn im Februar 2022. Zugleich war es die erste
Visite nach Verabschiedung eines lange verzögerten Hilfspakets in Höhe von 61
Milliarden US-Dollar (56,5 Milliarden Euro) durch die USA.

Die Waffen seien teils schon eingetroffen, teils noch unterwegs, sagte
Blinken. "Das wird auf dem Schlachtfeld einen realen Unterschied machen gegen
die russische Aggression". Er nannte aber keine Details. Bei einer Rede am
Polytechnischen Institut von Kiew sagte er später, es werde nach
Flugabwehrsystemen gesucht.

Die Ukraine ist aus einem Mangel an Waffen, Munition und Soldaten seit
Monaten in der Defensive. Die Millionenstadt Charkiw im Nordosten des Landes
wird von Russland über die Grenze hinweg aus kurzer Entfernung bombardiert.
Vergangene Woche begannen russische Truppen an der Grenze auch eine
Bodenoffensive und haben bereits mehrere ukrainische Dörfer erobert. Die
ukrainische Militärführung meinte am Dienstag aber Zeichen einer Stabilisierung
an diesem Frontabschnitt auszumachen.

Sicherheitsabkommen mit USA kommt

Die Verzögerung der US-Hilfen habe die Ukraine verwundbar gemacht, gestand
Blinken in der Rede vor Studenten ein. Er beschrieb die Sicherheitsabkommen, die
die Ukraine derzeit mit vielen Ländern abschließt, als Brücke zu einer
Nato-Mitgliedschaft. Die USA wollten die Ukraine in einem auf zehn Jahre
angelegten Abkommen in vielen Bereichen von der Luftfahrt bis zur
Luftverteidigung, von Drohnen bis zur Minenräumung unterstützen. Bei einem neuen
russischen Angriff werde es Konsultationen auf höchster Ebene geben. Auch solle
das Abkommen den Aufbau der ukrainischen Verteidigungsindustrie beschleunigen.

Solche Vereinbarungen könnten sicherstellen, dass der Beitritt der Ukraine
zur Nato reibungslos vonstattengehen werde, wenn alle Bedingungen erfüllt seien
und alle Verbündeten zustimmen, sagte Blinken. Schon der kommende Nato-Gipfel in
Washington im Juli werde "greifbare Schritte" der Integration für die Ukraine
bringen, versprach er. Er rief die Ukraine auch zu Reformen in Wirtschaft und
Rechtssystem auf. Dies werde den Beitritt zur EU erleichtern.

In Moskau kommentierte Kremlsprecher Dmitri Peskow, Blinkens Besuch in Kiew
zeige, wie nervös die USA und die Ukraine wegen der Lage im Krieg
seien./fko/DP/he

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