12.05.2024 15:20:37 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Kein Ende des Hochwassers in Südbrasilien - mehr als 120 Tote

PORTO ALEGRE (dpa-AFX) - Im Süden Brasiliens ist kein Ende der ungewöhnlich
heftigen Hochwasser in Sicht. Auch für Samstag und Sonntag sagte der
brasilianische Wetterdienst für den Bundesstaat Rio Grande do Sul heftige
Regenfälle voraus. Die Zahl der Unwettertoten erhöhte sich nach Angaben des
Zivilschutzes bis Freitagabend (Ortszeit) auf 126. Weitere 141 Menschen wurden
vermisst und 756 verletzt. Fast 340 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen,
mehr als 71 000 wurden in Notherbergen untergebracht.

"Wir machen einen schwierigen Moment durch und sind alle sehr betroffen",
schrieb der Gouverneur des Bundesstaates, Eduardo Leite, auf X. Die Kosten für
den Wiederaufbau schätze seine Regierung auf mindestens 19 Milliarden Reais (3,4
Milliarden Euro). Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva kündigte ein
Hilfspaket von mehr als 50 Milliarden Reais für die Region an.

Laut Nachrichtenagentur Agência Brasil sind in dem Bundesstaat, der
flächenmäßig fast so groß wie Italien ist, beinahe 90 Prozent aller Städte von
den Hochwassern betroffen. Viele Gemeinden waren von der Strom- und
Wasserversorgung abgeschnitten. Auch die Telefon- und Internetverbindungen
wurden vielerorts unterbrochen.

Auf der Südhalbkugel der Erde ist jetzt Herbst, Überschwemmungen kommen im
Süden Brasiliens um diese Zeit immer wieder vor. Nach Einschätzung von
Wissenschaftlern erhöht sich durch den Klimawandel allerdings deren Häufigkeit
und Intensität.

Auch tausende Tiere in Gefahr

Die Überschwemmungen bringen auch Tausende Tiere in große Gefahr. Die
Zeitung "O Globo" meldete unter Berufung auf die Regionalregierung, dass
Militär, Polizei und Feuerwehr bisher fast 9000 Tiere in Sicherheit gebracht
hätten. Am Donnerstag war ein Pferd vom Dach eines Hauses geborgen worden. Laut
"O Globo" rettete der 26-jährige Tierarzt Enderson Barreto alleine mindestens
400 Tiere in sieben Tagen, darunter Hunde, Katzen, Schweine, Pferde, Hühner und
andere Vögel. "Dies war einer der schlimmsten Augenblicke meines Lebens", sagte
der Veterinär der Zeitung.

Rio Grande do Sul ist der südlichste der 26 brasilianischen Bundesstaaten.
Er grenzt an Uruguay und Argentinien und ist vergleichsweise wohlhabend. Seine
gut elf Millionen Einwohner nennt man in Brasilien Gaúchos, nicht zu verwechseln
mit den Gauchos, den südamerikanischen Viehhirten. In diesem Jahr wird in dem
Bundesstaat auch der 200. Jahrestag des Beginns der deutschen Einwanderung in
Brasilien 1824 begangen./blu/DP/he

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