16.07.2024 06:26:00 - dpa-AFX: SPORT: Nächster Coup? Radprofi Girmay vor letzter Sprint-Etappe

GRUISSAN (dpa-AFX) - Biniam Girmay hat es endgültig auf die große Leinwand
geschafft. Wenn der Radprofi aus Eritrea bei der Tour de France zu seinen
rasanten Sprints ansetzt, dann verfolgen ihn in seiner Heimat Tausende vor den
Bildschirmen. Viele seiner Landsleute schauen die Etappen sogar in Kinosälen,
später feiern sie die Leistungen des 24 Jahre alten Superstars leidenschaftlich
auf den Straßen des kleinen ostafrikanischen Staats. Am Dienstag könnte der
Sensationsprinter bei der letzten Chance für die schnellen Männer seine vierte
Etappe gewinnen.

"Bei uns drehen die Leute durch, wenn du eine Etappe gewinnst", sagte Girmay aus dem Team um den Deutschen Georg Zimmermann zuletzt. "Manchmal sind sie
glücklicher als ich. Ich bin super emotional, wenn ich die Videos sehe." Wenn
man Fahrer aus einer Radsportnation wie Belgien sei, und eine Etappe gewinne,
dann sei das laut Girmay normal. Bei ihm ist es etwas Besonderes.

Sektkorken ins Auge beim Giro

Der 1. Juli ging in die Radsport-Geschichte ein. In Turin feierte Girmay als erster Eritreer jemals eine Tour-Etappe. "Es gibt mir einen großen Stolz", sagte
er. Der überraschende Senkrechtstarter der 111. Tour erlebt derzeit den mit
Abstand erfolgreichsten Abschnitt seiner Karriere. Nach bislang drei Etappen
jubelte Girmay als Tagesbester vor der weltweiten Sprintelite um den Belgier
Jasper Philipsen und den Tour-Etappensieg-Rekordhalter Mark Cavendish.

Seit der fünften Etappe trägt er das Grüne Trikot des stärksten Sprinters.
Aktuell führt er dabei in der Wertung mit komfortablem Vorsprung vor der
Konkurrenz. "Ich kann dieses Trikot bis Nizza kontrollieren", sagte der
selbstbewusste schnelle Fahrer. Die Tour endet am Sonntag an der Côte d'Azur.
Seine Chancen auf den Sieg in der Sprintwertung stehen gut.

2022 hatte Girmay schon für einen überraschenden Erfolg gesorgt, als er den
Klassiker Gent-Wevelgem gewann und eine Etappe beim Giro d'Italia holte. Dann
musste er die Rundfahrt allerdings verlassen. Unglücklich hatte er sich bei der
Siegerehrung einen Sektkorken ins Auge geschossen.

Über das Entwicklungsprogramm des Radsport-Weltverbandes UCI war Girmay
einst nach Europa gekommen. Er wünscht sich, dass weitere erfolgreiche Eritreer
entdeckt werden. Laut Girmay gibt es dort viele Talente. "Sie brauchen einfach
die Möglichkeiten", antwortete er auf die Frage, was europäische Radsport-Teams
bei der Suche nach Nachwuchsfahrern unternehmen können. Ein großer Empfang für
den Superstar ist in Eritrea aktuell noch nicht geplant. "Vielleicht nach den
Olympischen Spielen. Wir werden sehen", sagte Girmay./sfx/DP/zb

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