23.05.2024 10:16:17 - dpa-AFX: ROUNDUP: Verschärfter Mangel - Zahl neu gebauter Wohnungen leicht gesunken

WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Wohnungsbau in Deutschland ist auch im vergangenen
Jahr trotz des hohen Bedarfs vor allem in Ballungsräumen nicht in Schwung
gekommen. Das Ergebnis fiel mit 294 400 fertiggestellten Wohnungen allerdings
besser aus als befürchtet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom
Donnerstag sank die Zahl der gebauten Wohnungen um 0,3 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. Die Zahl der Fertigstellungen habe sich seit dem Jahr 2021 kaum
verändert. Das einstige Ziel der Bundesregierung von jährlich 400 000 neuen
Wohnungen wurde deutlich verfehlt. Befürchtet worden war allerdings ein Rückgang
auf 215 000 bis 270 000 Wohnungen.

Bundesbauministerin Klaras Geywitz (SPD) bezeichnete die Lage am Bau als
stabil. "Neben den 294 400 fertiggestellten Wohnungen befinden sich derzeit
weitere 390 900 Wohnungen im Bau." Zudem habe es beim sozialen Wohnungsbau 2023
einen deutlichen Zuwachs bei den Bewilligungen gegeben. Die Zahl der geförderten
Wohneinheiten sei um mehr als 20 Prozent auf insgesamt 49 430 gestiegen.

Bauvorhaben haben sich wegen des kräftigen Anstiegs der Kreditzinsen und der Baukosten in den vergangenen zwei Jahren stark verteuert. Besonders im
Wohnungsbau wurden deswegen viele Vorhaben verschoben oder abgesagt. Die Branche
klagt über fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte.
Viele der Fertigstellungen des Vorjahres dürften noch auf Genehmigungen
zurückzuführen sein, die in den Jahren bis 2022 unter deutlich besseren
Rahmenbedingungen beantragt und erteilt worden seien, erläuterte der
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. "Unterm Strich bleibt allerdings: Auch
im Vorjahr wurden weniger Wohnungen gebaut, als es der Bedarf an bezahlbarem
Wohnraum eigentlich erfordert", sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.

Weniger Baugenehmigungen

Seit Monaten geht es auch bei den Baugenehmigungen bergab. Der
Bauindustrieverband ging zuletzt davon aus, dass im laufenden Jahr nur 220 000
bis 230 000 Wohnungen fertiggestellt werden. Verbände der Bau- und
Immobilienbranche dringen angesichts des Wohnungsmangels gerade in
Ballungsräumen auf mehr staatliche Förderung.

Der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft ZIA beziffert die Neubaulücke in Deutschland auf 600 000 Wohnungen und warnte, dass dieser Wert ohne Korrekturen
auf bis zu 830 000 Wohnungen im Jahr 2027 steigen könnte.

Viele Bauvorhaben stockten im vergangenen Jahr. Ein Grund dürfte der
Fachkräftemangel sein. Die Zeit von der Genehmigungserteilung bis zur
Fertigstellung habe sich bei den 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24
Monate weiter verlängert, erläuterten die Statistiker.

In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch
für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten. 257 200 waren
Neubauwohnungen. Auf Einfamilienhäuser entfielen davon 69 900 Wohnungen (minus
9,3 Prozent). Die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern stieg dagegen um
3,8 Prozent auf 23 800. In Mehrfamilienhäusern wurden 156 300 Neubauwohnungen
geschaffen und damit 4,1 Prozent oder 6100 mehr als im Vorjahr. In Wohnheimen
sank die Zahl fertiggestellter Wohnungen um 15,9 Prozent auf 7300./mar/DP/jha

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