23.05.2024 18:21:18 - dpa-AFX: ROUNDUP: Handelsexperte erwartet Zustimmung zum Galeria-Rettungsplan

ESSEN (dpa-AFX) - Handelsexperte Jörg Funder rechnet damit, dass der Plan
zur Sanierung von Galeria Karstadt Kaufhof angenommen wird. "Alles andere als
eine Zustimmung wäre eine Riesenüberraschung. Die Gläubiger müssen
Zugeständnisse machen, aber haben eigentlich keine andere Wahl", sagte der
Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms am
Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Dass so viele Filialen fortgeführt
werden, sei "ein großes Signal an die Arbeitnehmer", so Funder. Von einer
Ablehnung des Plans und einer Generalinsolvenz würde niemand profitieren.

Zu den Gläubigern von Galeria zählen unter anderem Vermieter, Lieferanten,
das Finanzamt und die Bundesagentur für Arbeit, die Insolvenzgeld an die
Beschäftigten gezahlt hat. Sie stimmen am Dienstag in Essen über den von
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus erstellten Insolvenzplan ab. Das Dokument
liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Die Gläubiger werden auf einen Großteil
ihrer Forderungen verzichten müssen. Er erwarte eine Insolvenzquote in Höhe von
2,5 bis 3 Prozent, sagte Denkhaus. Die Quote legt den Anteil des geschuldeten
Geldes fest, den die Gläubiger bei Annahme des Plans zurückerhalten. Zahlungen
aus den Ansprüchen gegen den bisherigen Eigentümer, die Signa-Gruppe des
Unternehmers René Benko, könnten die Quote nach Angaben von Denkhaus noch
erhöhen. Zunächst hatte das Wirtschaftsmagazin Capital darüber berichtet.

Insolvenzverfahren kostet gut 41 Millionen Euro

Die Gläubiger haben Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro angemeldet, wie dem Plan zu entnehmen ist. Wird dieser angenommen, werden allerdings nur bis
zu 22,5 Millionen Euro an die Gläubiger ausgezahlt, und das in zwei Schritten.
Zunächst fließt eine "Basisquote", für die 4,5 Millionen Euro eingestellt sind,
der Rest zu einem späteren Zeitpunkt. Die exakte Höhe sei "noch nicht
abschließend bezifferbar", heißt es. Etwas weicher würden in jedem Fall viele
Lieferanten von Galeria fallen. Rund 85 Prozent haben eine
Warenkreditversicherung.

Für die Fortführung des Geschäftsbetriebs bleiben Galeria laut Insolvenzplan Mittel in Höhe von knapp 87 Millionen Euro. Mögliche Investitionen der neuen
Eigentümer sind hier nicht berücksichtigt. Die Kosten des Insolvenzverfahrens,
also für Insolvenzverwalter und Gericht, liegen bei 41,2 Millionen Euro. Sollten
die Gläubiger den Plan ablehnen, gehen sie leer aus und Galeria droht die
Zerschlagung. In diesem Fall würden die Verfahrenskosten auf 71,2 Millionen Euro
steigen und die Forderungen auf knapp 3,2 Milliarden Euro. Die hohe Summe ist
vor allem durch hohe Mietausfallansprüche von Vermietern zu erklären, die dann
entstünden.

In dem von Denkhaus ausgearbeiteten Plan ist auch festgelegt, dass ein
Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB
Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz Galeria übernehmen soll. Bereits Ende
April hatte Denkhaus angekündigt, bis Ende August 16 der 92 Warenhausfilialen zu
schließen. 1400 Beschäftigte verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz.

Wenn die Gläubiger dem Plan zustimmen, muss dieser anschließend vom Gericht
erneut bestätigt werden. Anschließend kann das Insolvenzverfahren aufgehoben
werden. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner
übergeben. Anfang Januar hatte Galeria einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist
die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren./cr/DP/ngu

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