13.05.2024 05:15:05 - dpa-AFX: WDH/Verwirrung um Totenzahlen der Hamas-Gesundheitsbehörde

(Wiederholung vom Wochenende)

GAZA/TEL AVIV (dpa-AFX) - Verwirrung um die Zahl getöteter Minderjähriger
und Frauen im Gaza-Krieg: Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im
Gazastreifen hat die Zahl zuerst um fast die Hälfte herunter- und dann wieder
hochkorrigiert. Unabhängig waren die Zahlen zunächst nicht zu überprüfen.

Bis April war von mehr als 14 500 getöteten Minderjährigen und mehr als 9500 getöteten Frauen die Rede gewesen. Danach wurden aber ohne Erklärung in
verschiedenen Mitteilungen deutlich niedrigere Zahlen genannt - in der
vergangenen Woche 7797 Kinder und Jugendliche sowie 4959 Frauen. Der Anteil
getöteter Kinder und Jugendlicher wurde dabei mit rund 32 Prozent, der von
Frauen mit gut 20 Prozent, der von älteren Menschen mit 7,8 Prozent und der von
Männern mit 40 Prozent angegeben. In vorherigen Mitteilungen hatte es noch
geheißen, rund 70 Prozent der Toten im Gaza-Krieg seien Frauen und
Minderjährige.

Die Vereinten Nationen, die sich auf die Zahlen der Hamas-Gesundheitsbehörde stützen, hatten die niedrigeren Zahlen am 8. Mai ebenfalls gemeldet. In ihren
Publikationen sind stets die palästinensischen Behörden als Quelle angegeben.

Ein Sprecher der Hamas-Gesundheitsbehörde erklärte am Sonntag, Grund für die deutlich niedrigeren Zahlen sei "ein Tippfehler" gewesen. Er bekräftigte, seit
dem 7. Oktober vergangenen Jahres seien mehr als 14 500 Minderjährige und mehr
als 9500 Frauen bei israelischen Angriffen im Gazastreifen getötet worden.
Insgesamt wird die Zahl der Toten mit fast 35 000 und die Zahl der Verletzten
mit mehr als 78 600 angegeben. Dabei unterscheidet die Behörde nicht zwischen
Kämpfern und Zivilisten.

Eine Sprecherin des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA erklärte am Sonntag,
die Organisation stütze sich auf die Zahlen der Gesundheitsbehörde, könne diese
jedoch nicht unabhängig verifizieren. UNRWA könne lediglich die Zahl der
getöteten UNRWA-Mitarbeiter bestätigen: 188 seit Beginn der Kämpfe. Ähnlich wie
UNRWA äußerte sich auch das UN-Nothilfebüro OCHA. "Die UN-Teams vor Ort in Gaza
können diese Zahlen angesichts der vorherrschenden Situation vor Ort und der
schieren Zahl der Todesopfer nicht unabhängig überprüfen", sagte ein Sprecher.
"Aus diesem Grund wird bei allen von den UN verwendeten Zahlen eindeutig das
Gesundheitsministerium in Gaza als Quelle genannt."/edr/DP/he

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