03.07.2024 17:07:43 - dpa-AFX: Kernfusionsreaktor Iter soll später an Start gehen

SAINT-PAUL-LEZ-DURANCE (dpa-AFX) - Der internationale Kernfusionsreaktor
Iter dürfte erst deutlich später in Betrieb gehen als bisher vorgesehen. Das
Team plant nun, den Forschungsbetrieb 2034 aufzunehmen, wie es am Mittwoch von
der im südfranzösischen Saint-Paul-lez-Durance sitzenden Organisation hieß.
Ursprünglich sollte das erste Plasma bereits im kommenden Jahr eingesetzt
werden. Iter zufolge wäre dies aber ein kurzer, energiearmer Maschinentest
gewesen. Der neue Zeitplan soll eine vollständigere Maschine an den Start
bringen.

Der Reaktor Iter soll Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen
erzeugen und damit die Funktionsweise der Sonne imitieren. Dazu wird ein
Wasserstoffplasma auf 150 Millionen Grad Celsius erhitzt. Ziel ist es, mit der
Experimentalanlage den Weg für künftige Fusionskraftwerke zur Stromerzeugung zu
ebnen. Die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt. An dem
Projekt sind neben der EU die USA, Russland, China, Indien, Japan und Südkorea
beteiligt. Die Arbeiten hatten 2010 begonnen.

Befürworter erhoffen sich von der Kernfusion eine klimafreundliche, nahezu
unendlich verfügbare Energiequelle. Iter-Kritiker halten dagegen, dass die
Technologie angesichts des Aufstiegs erneuerbarer Energien zu spät komme.

Bereits seit Längerem war laut Iter klar, dass der vorgesehene Zeitplan
nicht einzuhalten war. Die Corona-Pandemie und Qualitätsprobleme bei
Einzelteilen sorgten für Verzögerungen. Nicht alle benötigten Teile wären bis
zum anvisierten Start 2025 verfügbar gewesen. Das neue Vorgehen, das der
Vorstand noch prüft, dürfte mit Mehrkosten in Höhe von mehreren Milliarden Euro
verbunden sein./rbo/DP/jha

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